2023 Archiv Quartal 4

Kopfgrafik  abstrakt

19.03.2021 - 25.03.2021

Kunststoffverarbeiter unter Druck

Zahlreiche Medien berichten vom Alarm, den Kunststoffverarbeiter angesichts anhaltender Rohstoffverknappung schlügen. Die Minderung ihrer Produktions- und Lieferfähigkeit seien bereits spürbare Folgen ausbleibender Kunststofflieferungen, wie der Gesamtverband der Kunststoff verarbeitenden Industrie (GKV) gemeldet habe. Zusätzlich würden nun teilweise drastische Preissteigerungen für Kunststoffe sie unter Druck setzen. Recyclingkunststoffe könnten nur eingeschränkt die Lücke füllen.

Alle Bereiche der Kunststoffverarbeitung ebenso wie alle Kunststofftypen seien betroffen, heiße es. Neben den starken Preissteigerungen im ersten Quartal für Standard-Kunststoffe – bei Polyethylen etwa um mehr als 35 Prozent – fehlten schlicht die Mengen, um die wieder steigende Nachfrage zu bedienen. Ein Ausweichen auf Sekundärkunststoffe sei in vielen Fällen aufgrund gesetzlicher Sicherheitsvorschriften, technischer Hürden und hoher Qualitätsanforderungen nur begrenzt möglich. Derzeit seien Rezyklate vielfach noch nicht in ausreichenden Mengen in gleichbleibender Qualität verfügbar bzw. dort, wo sie etabliert seien, auch immer teurer. Gründe für diese Lage seien nach Angaben des GKV vielfältig. Neben Marktverzerrungen durch die Pandemie spiele eine Rolle, dass die Konjunktur in China bereits im zweiten Halbjahr 2020 wieder ansprang und viele Rohstoffe aus dem Mittleren Osten und den USA aufgrund der hohen Nachfrage nach Asien umgelenkt würden und von daher in Europa fehlten. Dazu kämen die Anlagenausfälle in den USA und geplante Wartungsarbeiten in Anlagen und Force-Majeure-Meldungen in Europa. Mit einer Erholung der Lage rechnen die Kunststoffverarbeiter laut GKV erst im Herbst dieses Jahres.

Quellen:

  • plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de, kunststoffe.de, plasticker.de (19.3.2021)
  • mdr.de (21.3.2021)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 12/2021 (23.3.21)
Diskussion um ein Papier des VDMA

„Für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen – pro Kreislaufwirtschaft“ lautet der Titel eines Diskussionspapiers zweier Fachverbände des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), das laut Kunststoff Information (KI) in der Branche tatsächlich für Diskussionen gesorgt habe. Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen (KuG), erläutert in einem Gastbeitrag in der K-Zeitung das VDMA-Papier.

In der K-Zeitung betont Kühmann, dass sich der VDMA explizit für die Förderung der Kreislaufwirtschaft ausspreche und dass der Vorschlag, EU-weit Quoten für Rezyklate in Kunststoffprodukten festzulegen, nur eine von mehreren vorgeschlagenen Handlungsoptionen darstelle. Die Kreislaufführung von Kunststoffen bleibe unter ihren Möglichkeiten. Zwar steigen die Verwertungsraten bei recyclingfähigen Kunststoffen, jedoch nicht der Einsatz von Rezyklaten in neuen Kunststoffprodukten. Weil gute und verlässliche Qualitäten gebraucht würden, halte der VDMA Standards für Rezyklate für erforderlich. Vor dem Hintergrund eines zu hohen Preises für Rezyklate im Vergleich zu Neuware werde ein gesundes „Level Playing Field zwischen Neuware und Rezyklaten“ benötigt. „Kunststoff ist Klimaschutz“ und reduziere in vielen Anwendungen den CO2-Fußabdruck – das sei auch ein wesentlicher Aspekt im Diskussionspapier. Die positive CO2-Bilanz von Kunststoffprodukten müsse transparent gemacht und ausgebaut werden, schreibt Kühmann.
KI berichtet von kritischen Stimmen aus der Branche zum VDMA-Papier. Vor allem die im Papier angeregte Quotenregelung und die damit verbundene Erwartung, eine „Parität zwischen Primär- und Sekundärkunststoff“ herstellen zu können, stoße auf Kritik. Von daher halte Sven Weihe von PlasticsEurope den Vorstoß des Verbands für „nicht hilfreich“. Michael Weigelt von TecPart lehne eine CO2-Bepreisung ab, weil sie Kunststoff gegenüber Konkurrenzprodukten teurer und unattraktiver mache, was nicht zu verstärktem Rezyklateinsatz führe. Umgekehrt wäre eine Förderung des Rezyklateinsatzes „zum Beispiel mit 20 Cent je Kilogramm“ zielführender. Auch von Quotenregelungen halte Weigelt nichts, weil sie marktwirtschaftliche Prozesse außer Kraft setzten. Ebenso halte Isabell Schmidt von der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) eine Mindestrezyklatquote für den falschen Weg. Vielmehr sollten gesetzliche Steuerungsinstrumente für die erforderliche Steigerung des Rezyklateinsatzes sorgen.

Quellen:

  • KI (18.3.2021)
  • k-zeitung.de (23.3.2021)
Zum Einsatz von Rezyklaten in Elektrogeräten

In der aktuellen Ausgabe des Recyclingmagazins findet sich ein Bericht zu einer Studie von Fraunhofer IZM und Ökopol im Auftrag des Umweltbundesamtes zur Frage, wie die Rahmenbedingungen zur Förderung des Rezyklateinsatzes in Elektrogeräten beschaffen sein müssten. Zu den wesentlichen Hemmnissen zählen Materialverfügbarkeit, Schadstoffgehalte und Wissenslücken hinsichtlich des Rezyklateinsatzes. Auch Standards spielen eine wesentliche Rolle.

Die Kreislaufwirtschaft sei bei Elektrogeräten insbesondere hinsichtlich der technischen Kunststoffe noch sehr wenig ausgeprägt, berichtet das Recyclingmagazin aus der Studie „Einsatz von Post-Consumer-Rezyklat-Kunststoffen in energieverbrauchsrelevanten Geräten“. Das UBA wollte mit der Studie vor allem die Machbarkeit von Regulierungen wie die Ökodesign-Richtlinie zur Steigerung des Rezyklateinsatzes überprüft wissen. Die Studie beschränke sich auf Elektrogeräte und auf Möglichkeiten des mechanischen Recyclings. Für den Einsatz von Rezyklaten aus Post-Consumer-Abfällen seien materialbezogene Qualitätseigenschaften und die Einhaltung definierter Schadstoffgrenzen von Bedeutung, Preis und Verfügbarkeit die ausschlaggebenden Faktoren. Für die Rückverfolgbarkeit von Rezyklaten seien Standards von essentieller Bedeutung, die Materialanforderungen für den Einsatz in Elektrogeräten seien zahlreich. Rezyklate aus Post-Consumer-Abfällen hätten deutlich größeren Einfluss auf die Materialeigenschaften als Primärware, eine Standardisierung der Qualitäten von solchen Rezyklaten könnte unterstützend wirken. Von manchen Herstellern geforderte höhere Anforderungen an tolerable Schadstoffgehalte, als in REACH und RoHS gefordert, seien ein wesentliches Hemmnis. Ein weiteres Hemmnis sei die Wissenslücke bei Designern, die sich beim Einsatz von Recyclingkunststoffen nicht auf ihre Erfahrungen mit einzelnen Polymeren verlassen könnten. Auch die Vorlaufzeit von drei bis vier Jahren für eine Umstellung auf Rezyklateinsatz stelle eine wesentliche Hürde für die Hersteller dar. Hinsichtlich möglicher Regulierungen empfehlen die Autoren der Studie keine Vorgaben für Rezyklatanteile in einzelnen Bauteilen. Auch halten sie eine produktgruppenübergreifende Festlegung von Rezyklateinsatzquoten für wenig sinnvoll, eher eine produktspezifische Betrachtung unter Berücksichtigung technischer Begrenzungen. Auch raten sie zu einer Festlegung eines Mindestkunststoffgehalts, ab wann solche Anforderungen greifen sollen, um aufwändiges Redesign mit wenig Effekt zu vermeiden.

Quelle:

  • Recyclingmagazin 3/2021 (24.3.2021)

12.03.2021 - 25.03.2021

Nachhaltige Kunststoffverpackungen

Eine Reihe von Berichten der Fachpresse beschäftigen sich mit der Nachhaltigkeit von Kunststoffverpackungen und was getan werden müsse, um Kreisläufe weiter zu schlie­ßen. Recyclinggerechte Lösungen, ist in einem Bericht des Plastverarbeiter zu lesen, gebe es schon heute. Das werde von Verbrauchern laut einer Umfrage des DVI auch positiv wahrgenommen, wie aus einem Bericht im Packreport hervorgeht. Auch das Kunststoff­recycling hole auf, wie im Newsroom von IK und PlasticsEurope Deutschland zu lesen ist, die anlässlich des Global Recy­cling Day am 18. März einen zweiteiligen Bericht zum Stand der Dinge bringen.

Zur Frage, wie ein Design for Recycling für Kunststoffverpackungen gelingen kann, be­schreibt der Plastverarbeiter in seiner aktuellen Printausgabe zunächst verschiedene Recyclinghemmnisse wie unter anderem Multi­layer-Aufbau, Ettikettierungen, dunkle Farbgestaltung oder Lackierungen. Um die Recy­clingfähigkeit von Verpackungen zu prüfen, könnten sich Hersteller und Verpackungs­designer an den klaren Vorgaben im Design-Katalog der Zentralen Stelle Verpackungs­register orientieren oder auch diverse Tools der dualen Systeme wie zum Beispiel „Design4Recycling“ des Grünen Punkts oder den „Recycling-Compass“ der Cyclos-HTP nutzen. Noch würde jedoch ein und dieselbe Verpackung häufig unterschiedlich bewer­tet, da die Zertifikate der Anbieter auf verschiedenen Ansätzen beruhten. Als Beispiele für Unternehmen, die bereits recyclinggerecht verpacken, werden im Bericht des Plast­verarbeiter Henkel und Procter & Gamble mit einer PE-HD-Zahnpastatube, die PE-Standbodenbeutel von Werner & Mertz und im Lebensmittelbereich eine Monomate­riallösung aus Polypropylen für Knorr-Suppen von Unilever und Mondi genannt. Für den Einsatz von mehr Rezyklat brauche die Industrie vor allem mehr Unterstützung und Wegbereitung durch Politik und Regulierer, wird Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts (DVI) zitiert. Sie halte auch eine Erweiterung der Pfandpflicht auf PET-Schalen für Eier, Obst, Gemüse oder Backwaren für eine Überle­gung wert, denn die größten und nachhaltigsten Chancen sehe sie im Bereich der Le­bensmittelverpackung. Die Verwendung von Rezyklat sei zentral, wird Cheng in einem Beitrag bei Packreport zitiert, der über die Ergebnisse einer repräsentativen Verbrau­cherumfrage des DVI zur Nachhaltigkeit von Verpackungen berichtet. Die Konsumen­ten, die zu 44 Prozent Verpackungen klare Fortschritte bei der Umweltfreundlichkeit attestiert hätten, halte Cheng für einen entscheidenden Faktor. Kreislaufwirtschaft, so Cheng, funktioniere nur im Team von Wirtschaft Politik und Verbrauchern, ist im Be­richt bei Packreport weiter zu lesen. Speziell bei Kunststoff könne die Branche Kreis­läufe nur schließen, wenn das eingesammelte und recycelte Material auch für neue Verpackungen Verwendung finde und es einen funktionierenden Markt für Rezyklat gebe. So sehen es auch die IK-Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und PlasticsEurope Deutschland, die anläs­slich des Global Recycling Day im newsroom.kunststoffverpackungen einen zweiteiligen Bericht „Kunststoffrecycling holt auf“ veröffentlicht haben. Es sei gelungen, den Anteil der werkstoff­lich verwerteten Kunststoffverpackungen um 50 Prozent zu steigern und die aktuelle ambitionierte Vorgabe von 58,5 Prozent zu erreichen. Das Engagement auf Hersteller- und Verbandsseite, aber auch gesetzliche Bestimmungen wie das 2019 in Kraft getre­tene Verpackungsgesetz hätten zu dieser Entwicklung beigetragen. Darü­ber hi­naus arbeite die Kunststoffindustrie mit Nachdruck daran, den Einsatz von Rezy­klaten in neuen Produkten kontinuierlich zu steigern.

Quellen:

  • Plastverarbeiter (16.3.2021)
  • packreport.de (17.3.2021)
  • newsroom.kunststoffverpackungen.de (16./17.3.2021)
Zuversichtliche Chemiebranche

Bereits Ende 2021 werde die deutsche Chemiebranche nach Erwartungen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) das Niveau von vor der Pandemie erreichen, berichtet das Handelsblatt. Zu dieser Prognose komme der Verband des drittgrößten deutschen Industriezweigs aufgrund einer Mitgliederbefragung. Demnach könnte der Umsatz um fünf Prozent steigen – allerdings nur, wenn die Politik die Corona-Pandemie in Griff bekomme.

Im vergangenen Jahr war der Umsatz der Branche noch um 4,4 Prozent auf 190 Milliarden Euro gesunken. Nun könnte er laut VCI-Mitgliederbefragung bis Ende des laufenden Jahres auf gut 200 Milliarden Euro wieder anwachsen. Das wäre ein gutes Zeichen für die gesamte Wirtschaft, da die Chemieunternehmen Zulieferer aller verarbeitenden Industrien seien, betont der VCI. Allerdings müsse dafür das Pandemiegeschehen mit zunehmenden Impfungen beherrscht werden. Dazu müssten nun alle in der Politik jenseits aktueller Wahltaktiken Verantwortung übernehmen und sich auf einen „Pandemiepakt“ konzentrieren, mahne VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. Die Chemie leiste dazu ihren Beitrag mit einer Online-Notfallplattform, über die Bund, Länder und Hersteller die Versorgung etwa mit Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösungen besser koordinieren und so Materialengpässe für Impfungen vermeiden könnten.

Besonders im „extrem starken vierten Quartal“ habe die Branche von einer anziehenden Weltkonjunktur allen voran in China profitiert und den Schwung ins neue Jahr mitgenommen. Auch in den USA habe das Geschäft weiter angezogen. Leergefegte Läger in den verarbeitenden Industrien wurden wieder aufgefüllt, was etwa in der Kunststoffindustrie zu einem starken Preisanstieg und in Teilen auch zu Lieferschwierigkeiten geführt habe. Allerdings erwarte die Hälfte der Mitgliedsunternehmen des VCI bei dem Nachfrage-Boom einen Dämpfer im ersten Quartal, wenn die Läger wieder aufgefüllt sind. Zudem habe die Autoindustrie als größte Kundengruppe der Chemiebranche die Produktion wegen des Chipmangels gedrosselt. Gleichzeitig rechne die Chemieindustrie durch das Corona-Konjunkturprogramm der Biden-Administration mit einem starken Impuls ebenso wie durch Megatrends wie Green Tech, Ressourceneffizienz und leichtgewichtige Materialien etwa für Elektroautos, von denen die Branche profitiere.



Quelle:

  • handelsblatt.com(16.3.2021)

05.03.2021 - 11.03.2021

„Die Lücke bei Kunststoff-Kreisläufen schließen“

Die Fachpresse berichtet über die in einem aktuellen Diskussionspapier aufgestellten Forderungen des VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen. Darin spreche sich der Verband unter anderem für produktspezifische Rezyklatquoten auf EU-Ebene sowie für die Beseitigung von Hemmnissen für den Rezyklat-Einsatz aus.

In dem von mehreren Fachverbänden, darunter die Fachverbände Abfall- und Recyclingtechnik und Kunststoff- und Gummimaschinen, erarbeiteten Diskussionspapier mit dem Titel „Für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen – pro Kreislaufwirtschaft“ habe der VDMA anlässlich der von der EU im Rahmen des Green Deals definierten ambitionierten Ziele zu Klimaschutz und Ressourcenschonung seine Argumente vorgelegt. Sie sollen als Grundlage zur Diskussion mit der Politik wie auch innerhalb der Kunststoffindustrie dienen. Für eine echte Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen halte der VDMA Regelungen für notwendig, die zum einen den Einsatz von Rezyklaten flächendeckend fördern und Hemmnisse für die Verwendung von Rezyklaten beseitigen. Ziel sei es, die Rohstoffmärkte neu auszurichten und die Verwendung von Rezyklaten, die bisher noch teurer sind als Neuware, preislich attraktiver zu machen. Zum zweiten sollten laut VDMA auch Qualitätsstandards für Rezyklate eingeführt werden. Weitere Forderungen beträfen das Design for Recycling und die digitale Identifizierbarkeit von Altkunststoffen sowie den Exportstopp von Kunststoffabfällen aus der EU in Länder mit geringeren Umweltauflagen.

Mehr Information: Download des Diskussionspapiers

Quellen:

  • plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (9.3.2021)
Studie: weltweit mehr Kunststoffabfälle durch Corona

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist einer aktuellen Studie zufolge aufgrund von Verhaltensänderungen der Verbraucher das Abfallaufkommen bei Kunststoffen um 25 Prozent gestiegen, wie aus einem Bericht der Frankfurter Rundschau hervorgeht. Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) habe für das Jahr 2020, wie auch die Fachpresse berichtet, in Deutschland ein Plus von sechs Prozent an Kunststoffabfällen verzeichnet.

Die in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlichte Studie von der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeige laut Bericht der Frankfurter Rundschau, dass die Abfallmengen der Haushalte durch die Corona-Lockdowns global gestiegen seien. Die internationale Untersuchung bestätige diesen Trend für 23 Länder weltweit. Für die Untersuchung seien Verbraucher aus Industrieländern wie Deutschland und Italien, USA und Australien, aber auch aus Schwellenländern wie Argentinien, Brasilien und Malaysia befragt worden. Mit einem durchschnittlichen Anstieg um 53 Prozent fielen die Steigerungen laut Studie besonders hoch für Kunststoffverpackungen aus, Lebensmittelabfälle seien den Befragungen zufolge um 43 Prozent gestiegen. Die Lockdown-Erfahrung habe Verbraucher laut Studie allerdings auch für das Thema sensibilisiert. Viele forderten ein umweltschonendes Verpackungsdesign und mehr Wiederverwertbarkeit. Auch wünschten sie sich eine bessere Kommunikation der Gemeinden mit den Bürgern. Für das Corona-Jahr 2020, berichtet die Frankfurter Rundschau, habe auch der BDE einen Anstieg um je rund sechs Prozent der Abfallmengen bei LVP und Glas gemeldet. Auf die Rolle der Verbraucher bei der korrekten Mülltrennung habe BDE-Präsident Peter Kurth laut Berichten der Fachpresse anlässlich des „Tages der Mülltrennung“ am 7. März erneut aufmerksam gemacht und ein stärkeres Engagement von Kommunen bei Information und Aufklärung gefordert. Die Getrenntsammlung sei, wird Kurth in den Berichten zitiert, eine unverzichtbare Voraussetzung für den Materialkreislauf. Da die Verbraucher Partner im Kreislauf seien, benötigten sie eindeutige Informationen, um ‚Klarheit beim Wegwerfen‘ zu haben, so Kurth.

Quellen:

  • Frankfurter Rundschau (9.3.2021)
  • Entsorgungs-Magazin e-mag.de, recyclingmagazin.de (5.3.2021)
Immer weniger Kunststoffverpackungen?

Über den „Niedergang der Plastiktüte“, deren Verbrauch im Vergleich zum Jahr 2015 um fast 70 Prozent zurückgegangen sei und deren Aus ab dem 1. Januar 2022 von der Bundesregierung beschlossen wurde, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). In einem Bericht von Euwid ist zu lesen, dass der Dachverband der europäischen Papierindustrie ein Viertel aller Kunststoffverpackungen für ersetzbar mit faserbasierten Alternativen halte.

Der Verbrauch an Kunststofftragetaschen, schreibt die SZ, liege mittlerweile bei 1,7 Milliarden Stück und damit etwa bei 21 Tüten pro Kopf und Jahr. Grund dafür sei die freiwillige Selbstverpflichtung des Handelsverbands Deutschland (HDE), keine Tüten mehr kostenlos abzugeben. Die Plastiktüte stehe mit dem ab Januar 2022 beschlossenen Verbot vor ihrem „Niedergang“, obwohl Deutschland das Ziel von 40 Stück pro Kopf und Jahr bis 2025 nicht nur erreicht, sondern schon jetzt übererfüllt habe. Da sich der Verbrauch bereits so stark reduziert habe, kritisiere der HDE das Tütenverbot als „reine Symbolpolitik“, „überflüssig“ und „unnötig“. Weltweit, etwa in Ruanda, Marokko oder Tansania, seien Plastiktüten schon jetzt in vielen Ländern verboten, ist in der SZ weiter zu lesen. Mit Stoffbeuteln, Einkaufsnetzen oder faltbaren Polyesterbeuteln gebe auch es einige Alternativen.

Alternativen zu Kunststoffverpackungen sieht laut einem Bericht bei Euwid der Dachverband der europäischen Papierindustrie CEPI auf dem Vormarsch. Dieser schätze, dass bis 2030 jährlich 4,5 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen durch faserbasierte Produkte ersetzt sein werden, was etwa einem Anteil von 25 Prozent am Gesamtmarkt für Kunststoffverpackungen entspreche. Ein Großteil der Substitutionen (4,1 Millionen Tonnen) werde einem von CEPI veröffentlichten Faktenblatt zufolge bereits im laufenden Jahr erfolgen. Die Umsetzung der europäischen Einwegplastikrichtlinie sorge dafür, dass zahlreiche Verpackungsinnovationen wie Papierflaschen (Coca Cola) oder die Papierverpackung für den Nestlé-Riegel „Yes!“ auf den Markt kämen.

Quellen:

  • Süddeutsche Zeitung, Euwid Recycling und Entsorgung 10/2021 (9.3.2021)

26.02.2021 - 04.03.2021

VerpackG-Novelle im Bundesrat: Kritik an Ausschussempfehlungen

Im Vorfeld der Bundesratssitzung am 5. März empfiehlt dessen Umweltausschuss, wie Euwid berichtet, dass sich die Bundesregierung in Brüssel für deutlich höhere Rezyklateinsatzquoten bei PET-Flaschen einsetzen solle. Darü­ber hinaus sähen die Empfehlungen der Länder für die Novelle des Verpackungsgesetzes zahlreiche weitere Änderungen vor wie u.a. einen Preisaufschlag auf To-Go-Einwegver­packungen von 25 Cent pro Stück. Die Kunststoffwirtschaft kritisiere die Vorschläge und befürchte eine weitere „Diskriminierung von Kunststoffverpackungen.“

Insbesondere der vorgeschlagene Preisaufschlag von 25 Cent pro Einwegverpackung im To-Go-Bereich treffe auf Kritik der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und des Gesamtverbands der Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV). Verbraucher sollten laut Stellungnahme der beiden Verbände, über die Euwid in einem weiteren Beitrag berichtet, durch bundesweite, flächendeckende Rückgabemöglichkeiten im Handel und Pfanderlöse zur Rückgabe von To-Go-Behältnissen motiviert werden. Auf Widerspruch der Kunststoffwirtschaft stoße auch die vom Umweltausschuss empfohlene Erhöhung der EU-Vorgaben für den Rezyklatanteil in PET-Einweg-Getränkeflaschen. Nach den Vorstellungen des Ausschusses der Länderkammer müssten ab 2025 die Flaschen zu minde­stens 77 Masseprozent aus Kunststoffrezyklat bestehen und ab 2029 zu mindestens 90 Prozent. Die Industrie befürchte in der Folge ein hohes Risiko der Unterversorgung mit recyceltem PET. Wenn die gesetzlichen Quoten nicht erfüllt werden können, käme dies laut IK und GKV einem Inverkehrbringungsverbot gleich. Kritisch sähen die Verbände auch die Empfehlung, größere Letztvertreiber im To-Go-Bereich dazu zu verpflichten, Getränke und Gerichte in von Kunden mitgebrachten Behältnissen abzufüllen. Aus Sicht der Verbände werde auch hierdurch das Material Kunststoff diskriminiert. Eine materialneutrale Regelung, wie sie im Regierungsentwurf von Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgesehen ist, werde von den Verbänden grundsätzlich begrüßt, da sie helfe, die diskriminierende Regelung der EU-Einwegkunststoffprodukte-Richtlinie abzumildern. Einzelne Empfehlungen, für die der Bundesrat sich ausgesprochen hat, fanden bei den Verbänden auch Zustimmung wie zum Beispiel die Forderung, auf Nachweispflichten für Hersteller von Mehrweg-, Transport-, Verkaufs- und Umverpackungen, die nicht beim privaten Endverbraucher landen, zu verzichten oder auch die Empfehlung des Wirtschaftsausschusses, die geplante Pfandpflicht für Milchgetränke-Einwegflaschen zu streichen.

Quelle:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 9/2021 (2.3.2021)
Kreislaufwirtschaft und Klima

Der diesjährige „Circularity Gap Report“ von Circle Economy zeigt laut Titelstory der aktuellen Ausgabe des Recyclingmagazins erstmals auf, wie die Kreislaufwirt­schaft dazu beitragen kann, Emissionen zu reduzieren und den Klimawandel zu stop­pen.

Anders als in den Jahren zuvor berechne der Report laut Recyclingmagazin diesmal nicht die Zirkularität, sondern versuche, Synergie- und Transformationseffekte der Kreislaufwirtschaft zu quantifizieren und durchleuchte hierzu, wie die globalen Treib­hausgasemissionen durch die verschiedenen Wertschöpfungsstufen der Wirtschaft flie­ßen. Die Zirkularität sei laut den Autoren von 9,1 Prozent im Jahr 2018 auf 8,6 Prozent im Jahr 2020 zurückgegangen. Von 59,1 Milliarden Tonnen Treibhausgasen im Jahr 2019 seien fast 70 Prozent durch den Transport und die Nutzung von Materialien ent­standen. Bezogen auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse entfalle auf Mobilität mit 17,1 Milliarden Tonnen der größte Teil der Emissionen, gefolgt von Wohnen (13,5 Milliar­den Tonnen) und Ernährung (10,6 Milliarden Tonnen). Hinsichtlich der Emissionen seien Dienstleistungen mit 6,4 Milliarden Tonnen und Verbrauchsgüter mit 5,6 Milliarden Tonnen im mit­tleren Bereich anzusiedeln, während auf Kommunikation (3,5 Milliarden Tonnen) und Gesund­heit (3 Milliarden Tonnen) die geringsten Anteile entfielen.

Als vier grundlegende Stra­tegien gegen den Klimawandel nennen die Autoren „Materialflüsse verringern und verlangsamen, Materialströme erneuern und zirkulieren“. Zielvorgaben für die Kreis­laufwirtschaft seien die Minimierung der Ressourcengewinnung sowie eine Minimie­rung von Materialverlusten. Dazu müssten, so die Autoren weiter, alle Materialien rückgewinnungsfähig sein, idealerweise ohne Qualitätsverluste. Um die Treibhausgas­emissionen nicht weiter ansteigen zu lassen, müsse im Bereich Wohnen weniger verbraucht, ein Verbot des Bauens mit Primärrohstoffen eingeführt sowie die Nutzung von Bau- und Abbruchabfällen als Sekundärrohstoff verstärkt werden. Zur Reduzierung der Materialströme im Bereich Mobilität sei es laut Bericht u.a. schlicht notwendig, weni­ger zu reisen, was etwa durch digitale und Heimarbeitsplätze oder auch die Optimie­rung von Logistikketten erreicht werden könne. Im Bereich Ernährung müsse der Um­gang mit vorhandenen Lebensmitteln optimiert, der übermäßige Verbrauch reduziert und die Lebensmittel-Produktion auf Nachhaltigkeit umgestellt werden. Effizientes Design und Nutzung von Kommunikationsgeräten sowie Sharing und Cloud-Computing schlage der Bericht zur Reduzierung der Materialflüsse im Bereich Kommunikation vor. Bei Verbrauchsgütern gehe es u.a. um die Vermeidung von Einwegkunststoffen sowie eine Nutzenopti­mierung von Elektrogeräten zur Reduzierung von E-Schrott. Um die Materialströme in diesem Bereich zu verlangsamen, fordern die Autoren, die Einführung langlebiger Ver­brauchsgüter durch Reparaturmaßnahmen, Sharing und Rücknahmesysteme zu unter­stützen. Der Materialverbrauch nehme weiter zu, was mit steigenden Treibhausgasemis­sionen verbunden sei. Um einen strukturellen Rückgang zu erreichen, seien nach Ansicht der Autoren deutliche Veränderungen in der Politik erforderlich. Die Umsetzung der im Bericht genannten Maßnahmen könne die Emissionen bis zum Jahr 2030 auf 33,2 Milli­arden Tonnen und bis zum Jahr 2044 sogar auf Null senken.

Voraussetzung für die Kreislaufwirtschaft sei aber eine funktionierende Abfallwirtschaft. Wohlhabende Län­der wie USA, Japan oder die Mitgliedsstaaten der EU sollten weniger Abfälle in Länder exportieren, in denen das Material nicht entsprechend behandelt werden kann, und mehr Kreisläufe schließen.

Quelle:

  • Recyclingmagazin 2/2021

19.02.2021 - 25.02.2021

Investitionen ins Kunststoffrecycling

Die Presse berichtet über den weiteren Ausbau der Recyclingaktivitäten beim österreichischen Verpackungsmittelhersteller Alpla, der bis 2025 jährlich 50 Millionen Euro in den Ausbau seiner Recyclingaktivitäten investieren will. Über den Kooperationspartner des Konzerns Werner & Mertz wird berichtet, dass der Mainzer Hersteller von Pflege- und Reinigungsmitteln den Anteil an Rezyklat aus dem gelben Sack in seinen PET-Flaschen auf 50 Prozent erhöhe.

Im Jahr 2018 habe sich das Verpackungs- und Recyclingunternehmen Alpla Group im Zuge der Unterzeichnung des Global Commitment der New Plastics Economy, die von der Ellen MacArthur Foundation initiiert worden war, verpflichtet, bis 2025 insgesamt 50 Millionen Euro in den Ausbau der Recyclingaktivitäten zu investieren. Nun melde die Gruppe, dass sie dieses Investitionsziel deutlich erhöhen wolle und ab 2021 jährlich durchschnittlich 50 Millionen Euro ausschließlich in das Recycling investieren wolle. Insbesondere soll damit eine Internationalisierung der Maßnahmen für hochqualitative Rezyklate vorangetrieben werden, um so Wertstoffkreisläufe in möglichst vielen Regionen zu schließen. Auch wenn bereits in den vergangenen zwei Jahren unter anderem in Asien, Europa und Zentralamerika Bottle-to-Bottle-Projekte auf den Weg gebracht werden konnten, wachse der weltweite Bedarf von Seiten der Kunden ungebrochen, wie Georg Lässer, Head of Corporate Recycling bei Alpla, betone. Ziel sei es, den Kreislauf von Flasche zu Flasche auch in Regionen zu etablieren, in denen Abfallverwertung noch kein Thema sei. Insofern sehe Lässer langfristige Entwicklungsmöglichkeiten in Ländern außerhalb Europas. Ein Meilenstein für Alpla sei im Jahr 2019 der Einstieg ins PE-HD-Recycling gewesen, den das Unternehmen mit dem Bau eines Werks in Toluca in Mexico fortsetzen wolle. Auch in Thailand entstehe derzeit ein Recyclingwerk für PET und PE-HD. In Deutschland ist es nun zusammen mit dem Mainzer Hersteller von Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln Werner & Mertz gelungen, den Anteil an Recyclat aus dem Gelben Sack bei PET-Flaschen auf 50 Prozent zu erhöhen, wie in weiteren Beiträgen der Fachpresse berichtet wird. Die ersten 200.000 Flaschen für die Marke Frosch würden bereits ab März 2021 zum Einsatz kommen. Bis Ende des Jahres sollen alle PET-Flaschen auf das neue Format umgestellt sein.

Quellen:

  • plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de, plasticker.de, umweltwirtschaft.com, neue-verpackung.de (19.2.2021)
  • umweltwirtschaft.com, neue-verpackung.de (22.2.2021)
Kreislaufwirtschaft: „Die grüne Null“

Der Spiegel befasst sich in seiner Titelgeschichte mit der Idee der Kreislaufwirtschaft. Noch laufe viel schief, Deutschland hinke hinterher, obwohl eine „abfallneutrale Wirtschaft längst keine Illusion mehr“ sei. Der Spiegel beschreibt neben Ansätzen und Leuchtturmprojekten auch die Recycling-Aktivitäten der BASF. Der Kreislaufgedanke sei mitten in Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Recycling allein könne allerdings nicht das globale Abfallproblem lösen.

Nach einer Beschreibung des desaströsen Konsums und dem damit verbundenen Ressourcenverbrauch befasst sich der Spiegel mit der Frage, wie ein kompletter Kurswechsel aussehen könne, die Umstellung von der linearen zu einer müllfreien Kreislaufwirtschaft. Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft liege noch in weiter Ferner, zitiert das Magazin den Sachverständigenrat für Umweltfragen. Weltweit würden laut einer niederländischen Studie nur 8,6 Prozent wiederverwendet, sogar weniger als noch vor zwei Jahren. Doch seien die technologischen Voraussetzungen für eine solche müllfreie Kreislaufwirtschaft weit gediehen. Der Kreislaufgedanke sei keine Modeerscheinung mehr, nicht nur „mitten in Wirtschaft und Gesellschaft“ sondern auch in der Politik angekommen: Brüssel plane für die nächsten zehn Jahre eine Verdoppelung des Anteils der im Kreislauf zu führenden Materialien, in Berlin wolle man den Mehrweganteil erhöhen. Letzteres gehe der Bundesumweltministerin Svenja Schulze allerdings zu langsam, wie sie, die dafür den Koalitionspartner verantwortlich mache, an anderer Stelle in einem separaten Interview erläutert. Auch bevorzuge Schulze eine Plastiksteuer. Es brauche aber mehr Zeit als die verbleibende Legislaturperiode, um ein solches Instrument auch gegenüber Brüssel rechtssicher auszugestalten, so Schulze. Für eine Steuer auf Rohöl sei sie aber nicht, da diese „ja nicht zwischen gutem und schlechtem Plastik unterscheiden“ könne. Sie wolle weniger „Wegwerfplastik“, aber nicht etwa Windräder teurer machen. Die Titelgeschichte des Spiegel befasst sich weiterhin mit Apples Erfolg bei der Sabotage des Kreislaufgedankens sowie der desaströsen Ressourcen-Bilanz beim Immobilienbau und wie diese verbessert werden könnte. Beim Thema Ressourcenschutz kommt dann „ausgerechnet“ BASF ins Spiel, denn auch den Petrochemiehersteller treibe nun der Kreislaufgedanke um. In vier Jahren wolle das Unternehmen 250.000 Tonnen recycelte und abfallbasierte Rohstoffe in seinen Prozessen einsetzen und durch Kreislaufwirtschaft den damit generierten Umsatz bis zum Jahr 2030 auf 17 Milliarden Euro verdoppeln. In Brandenburg entstehe eine Pilotanlage zum Wiederverwerten von Lithium-Ionen-Batteriesystemen, ein weiteres Projekt ziele auf das chemische Recycling von gemischten Kunststoffabfällen, die sonst verbrannt oder deponiert würden. Die dabei eingesetzte Pyrolysetechnologie funktioniere bei Altreifen bereits im industriellen Maßstab, bei Kunststoffabfällen hapere es noch an der Wirtschaftlichkeit. Allerdings werde erwartet, dass das Preisniveau für recycelte Kunststoffe auch auf lange Sicht höher sein werde. Recycling könne laut Spiegel das globale Abfallproblem ohnehin nicht lösen, zumal es wenig Anreize gebe, sich an die Rangfolge der Abfallhierarchie zu halten. Schließlich beschreibt das Magazin einige Beispiele für Wege aus der Wegwerfgesellschaft und nennt als Beispiel Volvo Baumaschinen. Das Unternehmen plane, künftig Baumaschinen zu verleihen statt zu verkaufen. Auch die Kapitalmärkte zeigten zunehmend Interesse und eröffneten vor allem Start-ups mit Kreislaufideen neue Chancen.

Quelle:

  • Der Spiegel 8/2021 (20.2.2021)

12.02.2021 - 18.02.2021

Kunststoffverarbeitung: durchwachsene Bilanz für das Jahr 2020

Auf der Jahreswirtschaftspressekonferenz des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) am Aschermittwoch zogen die neue Geschäftsführerin Julia Große-Wilde und der Präsident Roland Roth in Frankfurt laut Presseberichten eine durchwachsene Bilanz der Kunststoffverarbeitung in Deutschland im Corona-Jahr 2020: ein um 5,6 Prozent gesunkener Umsatz, ein Rückgang bei den Beschäftigten um 4,1 Prozent. Andererseits habe der Wertstoff in der Corona-Krise mehr Wertschätzung erfahren.

Ein Minus von 2,8 Prozent bei der verarbeiteten Polymermenge klinge zwar nicht viel, stünden aber in absoluten Zahlen für 400.000. Tonnen Polymere aller Art, habe Roth betont. So sei der Umsatz um 5,6 Prozent auf 61,5 Milliarden Euro geschrumpft. Bei den einzelnen Branchensegmenten habe es erwartungsgemäß große Unterschiede gegeben: Während es bei Verpackungen keine Rückgänge gegeben hätten, seien die Mengen der anderen Bereiche mehr oder weniger deutlich gesunken, am meistens allerdings bei den technischen Teilen mit einem Rückgang von 3,3 Millionen Tonnen. Insbesondere die Teile für den Automobilbau hätten das schlechteste Jahr seit der Finanzkrise 2008/2009 erlebt. Auch die Erwartungen der Unternehmen für das laufende Jahr schwankten zwischen Zuversicht und Unsicherheit. Etwa die Hälfte rechne trotz der rückläufigen Entwicklung im letzten Jahr, das von Unterbrechungen von Lieferketten und Produktionsprozessen geprägt war, für das laufende Jahr wieder mit steigenden Umsätzen bei jedoch sinkenden Gewinnen. Allerdings sehe sich die Branche laut Roth gerade in den Bereichen, die wieder anziehen, mit einer mangelnden Verfügbarkeit von Rohstoffen konfrontiert. Auch sei im Rahmen der Pressekonferenz über weitere Herausforderungen gesprochen worden. So habe sich der Fachkräftemangel durch die Imagekrise des Werkstoffs Kunststoff noch verschärft. Bis zum Jahresende rechne der Verband mit Rezyklatquoten der Europäischen Union, aber auch mit Engpässen bei wichtigen Materialien, weswegen der Verband die Möglichkeit fordere, in solchen Fällen die Quoten auszusetzen. Doch sehe der GKV auch neue Chancen für den Werkstoff: Zum einen erfahre Kunststoff auch aufgrund der Corona-Krise eine zunehmende Wertschätzung seiner Leistungsfähigkeit. Damit auch nach Corona die Anerkennung von Wissenschaft und Fakten nachhaltig Bestand hätten und das Engagement der Industrie für das Gelingen der Kreislaufwirtschaft Anerkennung finden, wolle der GKV die Kräfte der Öffentlichkeitsarbeit bündeln. Die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft sehe die Branche nicht nur als Notwendigkeit, sondern auch als Chance für Innovationen an, habe Roth gesagt.

Quellen:

  • plastverarbeiter.de, recyclingmagazin.de, plasticker.de (17.2.2021)
  • KI (18.2.2021)
Siedlungsabfälle: Deponierung geht kaum noch zurück

Laut Presseberichten zu Zahlen der Europäischen Statistikbehörde Eurostat ist das Siedlungsabfallaufkommen in der EU im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht gestiegen und markiere mit 503 Kilogramm pro Kopf den höchsten Stand seit 2010. Allerdings sei die Spannweite zwischen den einzelnen Staaten enorm von 280 Kilogramm in Rumänien bis 844 Kilogramm in Dänemark. Auffällig sei auch, dass die Fortschritte bei der Reduzierung der deponierten Menge immer kleiner ausfielen.

Deutschland bewege sich mit einem Pro-Kopf-Aufkommen von 609 Kilogramm ebenfalls deutlich über dem EU-Durchschnitt. Die Gesamtmenge lag laut Eurostat im Jahr 2019 bei 225 Millionen Tonnen. Auch wenn sich der durchschnittliche Wert des Pro-Kopf-Aufkommens über die Jahrzehnte nicht wesentlich geändert habe (Höchstwert im Jahr 2008 war 518 Kilogramm), habe sich bei der Entsorgung doch viel getan, wie etwa die taz darauf hinweist: Die Menge des recycelten Abfalls sei von 87 Kilo pro Kopf im Jahr 1995 auf 239 Kilo im Jahr 2019 und die Menge verbrannten Mülls in derselben Zeit von 70 auf 134 Kilo pro Person gestiegen. Deponiert werde mit rund 120 Kilogramm pro Kopf 2019 hingegen nur noch halb so viel Abfall wie 1995, schreibt auch umweltwirtschaft.com. Allerdings hat die Dynamik der Deponieschließungen erheblich nachgelassen, wie Euwid bemerkt: Während der Deponierungsanteil zwischen 1995 und 2005 noch von 65 auf 43 Prozent und bis 2015 nochmals um weitere 16 Prozentpunkte auf 27 Prozent gesunken sei, wären seither nur noch ein Minus von drei Prozentpunkten hinzugekommen. Laut Eurostat wurden 2019 in den 27 EU-Mitgliedstaaten durchschnittlich 24,2 Prozent der Siedlungsabfälle gegenüber 24,5 Prozent im Vorjahr deponiert. Um der Aufforderung des EU-Parlaments, die Kreislaufwirtschaft entschiedener umzusetzen, nachkommen zu können, sei ein Ende der Deponierung recycelbarer Abfälle Voraussetzung, zitiert die taz den Entsorgerverband BDE.

Quellen:

  • taz.de, umweltwirtschaft.de (17.2.2021)
  • euwid-recycling.de (18.2.2021)
Plastship: zertifizierte Rezyklate für Kunststoffverarbeiter

In der aktuellen Ausgabe des Plastverarbeiter erläutert Geschäftsführer Andreas Bastian im Rahmen eines Interviews die Funktionsweise seines Portals Plastship, über das Kunststoffverarbeiter hochwertige und für ihre Anwendung sicher passende Rezyklate beziehen können. Die Rezyklatqualitäten werden laut seiner Aussage durch eigene Audits und Zertifikate wie EuCertPlast sichergestellt.

Die Plattform Plastship will Kunststoffverarbeiter unterstützen, passende Rezyklate zu den gewünschten Spezifikationen zu erhalten. Einziger Gesellschafter und Partner ist die RIGK GmbH, von deren Erfahrung die Plattformbetreiber profitieren. Großes Augenmerk legen sie nach eigenem Bekunden auf die Qualität der Rezyklate. Recyclingunternehmen, die aufgenommen werden sollen, müssten ein Zerrtifikat wie EuCertPlast haben und ein kleines Audit durchlaufen, an dessen Ende eigene Labels stünden. Auf der Plattform könnten kunststoffverarbeitende Unternehmen anonymisiert Einkaufsspezifikationen inklusive aller Parameter angeben, worauf mögliche Lieferanten auf dieser Basis passende Materialien anbieten. Oder umgekehrt: Lieferanten legten ihre Rezyklate mit allen vorhandenen Parametern auf der Plattform an. Ziel von Plastship, das sich als eigenständiges Unternehmen als offener Marktplatz für alle Parteien verstehe, sei es, möglichst alle Rezyklathersteller in Europa von einer Zusammenarbeit mit dem Unternehmen zu überzeugen und auf der Nachfrageseite den europäischen Markt für recycelte Kunststoffe zu etablieren, sagt Bastian gegenüber Plastverarbeiter.

Quelle:

  • Plastverarbeiter (16.2.2021)

05.02.2021 - 11.02.2021

Das EU-Parlament positioniert sich

In der laufenden Woche hat das Europäische Parlament seine Entschließung zum Aktionsplan der Kommission zur Kreislaufwirtschaft verabschiedet. Sie enthält umfassende politische Empfehlungen, wie die Fachpresse berichtet. Es würden, so das Parlament, bindende EU-Ziele für 2030 benötigt, die den gesamten Produktzyklus aller Erzeugnisse beträfen. So spricht sich das Parlament auch für Mindesteinsatzquoten für Rezyklate aus.

Mit großer Mehrheit habe das Parlament die Entschließung als Positionierung zum Aktionsplan der EU-Kommission, der im März 2020 als Teil des „Green Deals“ vorgelegt wurde, angenommen. Unter anderem fordern die Abgeordneten darin Mindesteinsatzquoten für Rezyklate sowie eine grüne öffentliche Beschaffung. Zielvorgaben für eine umweltorientierte öffentliche Beschaffung solle dafür sorgen, dass in den Mitgliedsstaaten Wiederverwendung, Recycling und Rückgewinnung von Materialien zentrale Elemente in deren Beschaffungsstrategien sowie der öffentlich finanzierten Bau- und Renovierungsprojekte würden. Auch das Restmüllaufkommen wolle das Parlament mit verbindlichen Zielvorgaben reduzieren. Zu einem konsequenten Deponieverbot für unbehandelte Siedlungsabfälle habe sich das Parlament allerdings nicht durchringen können. Das kritisiere unter anderem der BDE, der ansonsten die Entschließung als in Teilen richtungsweisend begrüße. Bereits vor der Abstimmung habe sich der VCI gemeinsam mit PlasticsEurope Deutschland differenziert zur Vorlage der Entschließung geäußert. So unterstützen die Verbände gute Ansätze der geforderten Produktpolitik, warnen aber vor falschen Schwerpunktsetzungen, wenn etwa die Qualität von Produkten, die im Gebrauch einen hohen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, allein an der Kreislauffähigkeit beurteilt würden. Der VCI begrüße darüber hinaus, dass im Papier die Bedeutung des chemischen Recyclings aufgegriffen werde, da die Industrie bei ihren Arbeiten an innovativen Technologien auf Unterstützung und Anerkennung angewiesen sei. Zu den sektorspezifischen Mindesteinsatzquoten für Rezyklate merke PlasticsEurope Deutschland an, dass pauschale Vorgaben in die falsche Richtung gingen. Vielmehr müsse es darum gehen, Verfügbarkeit und Qualität von Sekundärrohstoffen sicherzustellen. Der VDMA spricht sich laut Presseberichten für eine Neuausrichtung des Marktes aus, bei der Kreislaufwirtschaft integraler Bestandteil der Wirtschaft sei. Der Verband trage laut seiner Abteilung Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit den Lösungsansatz einer produktspezifischen Einsatzquote für Rezyklate mit. Dabei sollte die Einführung schrittweise und dynamisch erfolgen und bei einfachen Anwendungsfällen außerhalb der Lebensmittelverpackung starten.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (8.2.2021)
  • euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de, k-zeitung, recyclingportal.eu (10.2.2021)
Vorsicht: Plastik!?

Das Bundeskabinett hat am 10. Februar die „Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung“ beschlossen. Demnach müssten ab dem 3. Juli bei Einwegkunststoffprodukten, die laut der dann greifenden EU-Richtlinie nicht verboten seien, deutlich gekennzeichnet werden, dass sie Plastik enthalten und Piktogramme deren ordnungsgemäße Entsorgung fördern. Gleichzeitig lege die neue Verordnung fest, dass Verschlüsse und Deckel von Getränkebehältern aus Kunststoff fest mit dem Getränkebehälter verbunden sein müssten. Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen kritisiere das Vorhaben als gut gedacht, aber nicht gut gemacht.

Die neue Kennzeichnungspflicht soll laut Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger mit klar erkennbaren Warnhinweisen sensibilisieren und ein achtloses Wegwerfen von Kunststoffverpackungen und -artikeln verhindern. Die Warnhinweise sollen ab dem 3. Juli deutlich erkennbar fest im Produkt integriert sein und aus einem Piktogramm sowie einem Text zur Kennzeichnung der Produktkategorie bestehen. Zunächst seien Hygieneprodukte und Feuchttücher, Tabakprodukte (kunststoffhaltige Filter) sowie Einweggetränkebecher von der Kennzeichnungspflicht betroffen. Denn diese zählten zu den Produkten, die besonders häufig Strände der Europäischen Union verschmutzten und bislang nicht verboten werden könnten, weil es für sie noch keinen ökologisch sinnvollen Ersatz gebe. Bis zum 3. Juli 2022 könnten Hersteller übergangsweise an ihren Produkten auch nicht ablösbare Aufkleber anbringen. Der Handel habe allerdings schon gemahnt, dass die Unternehmen keine ausreichende Zeit für eine Verpackungsumstellung bis zum Inkraftreten der Verordnung habe, und dränge auf längere Übergangsfristen. Aufkleber etwa auf bereits gefertigte Getränkebecher seien aus hygienischen Gründen abzulehnen. Darüber hinaus kritisiere der Handelsverband die Vorgaben für den Aufdruck in verschiedenen Farben als unökologisch. Gleichzeitig lege die Verordnung fest, dass ab demselben Zeitpunkt Verschlüsse und Deckel von Kunststoffgetränkebehältern fest mit dem Behältnis verbunden sein müssten. Laut Bundesumweltministerium setzt diese Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung eine weitere Maßnahme der EU-Einwegkunststoffrichtlinie um. Die sei zwar gut gedacht, aber nicht gut gemacht, kritisiert die IK die Umsetzung in Hinblick auf die Einweg-Getränkebecher aus Kunststoff. Sie sei wenig geeignet, den Schutz der Umwelt vor weiterer Vermüllung mit solchen Bechern in Deutschland zu verbessern. Jeder wisse hierzulande, dass man Plastikbecher nicht in die Umwelt schmeißen dürfe. Wer es dennoch tue, lasse sich auch nicht durch eine Kennzeichnung davon abhalten. Höhere Bußgelder würden hier mehr bringen, meint IK-Hauptgeschäftsführer Martin Engelmann. Angesichts effektiver Rücknahmesysteme in vielen Bereichen wie in Fußballstadien und bei Konzerten müsse es zumindest Ausnahmen geben.

Quellen:

  • Euwid Recycling und Entsorgung 6/2021 (9.2.2021)
  • recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (10.2.2021)
  • recyclingportal.eu (11.2.2021)
Öl aus Folienabfällen

Aus der Pilotanlage von Recenso in Enningerloh sei erstmals ein LKW mit Öl, das durch chemisches Recycling aus Materialien von Südpack gewonnen wurde, auf die Reise gegangen. Der Folienhersteller will laut Fachpresseberichten mit dieser Kooperation aus bis dato mechanisch nicht recycelbaren Materialien Rohstoffe für die Verpackungsindustrie zurück gewinnen.

Ziel sei es, mit dem chemischen Recycling aus mehrschichtigen, gemischten oder verunreinigten Folienverbunden hochwertige Basischemikalien zu gewinnen. Die bislang mechanisch nicht verwertbaren Verbunde würden zunächst zu einem Öl verarbeitet, das als Rohstoff für neue Kunststoffe dienen könne. Diese seien zur Produktion von Hochleistungsfolien geeignet. Südpack verfolge das Ziel, die Technologie als weitere Verwertungsalternative im Markt zu etablieren, damit Wertstoffkreisläufe zu schließen, das Werstoffmanagement zu optimieren und so auf die Klimaneutralität hinzuarbeiten. Insofern sei die erste Auslieferung des aus Kunststoffreststoffen hergestellten Öls für die beteiligten Unternehmen ein besonderes Ereignis mit Signalwirkung. Denn damit konnte gezeigt werden, dass die Folienabfälle wertvolle Ressourcen sein können.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (8.2.2021)
  • plastverarbeiter.de, neue-verpackung.de (9.2.2021)

29.01.2021 - 04.02.2021

Für Rezyklateinsatzquoten

Die Fachmedien berichten über eine Stellungnahme des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments zum Kreislaufwirtschaftspaket der Kommission mit Forderungen nach ambitionierteren Maßnahmen. Insbesondere spreche sich der Ausschuss für verbindliche Ziele für den Rezyklateinsatz in neuen Produkten aus. Auf nationaler Ebene beginnt die RESAG, eine von der Umweltministerkonferenz ins Leben gerufene Sonderarbeitsgruppe „Rezyklateinsatz stärken“, mit ihrer Arbeit, wie Euwid berichtet.

In seiner Stellungnahme zum neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft der Europäischen Kommission spreche sich der Umweltausschuss des Parlaments für klare politische Zielsetzungen für eine Kreislaufwirtschaft, die CO2-neutral, ökologisch nachhaltig und frei von gefährlichen Stoffen sei, aus. Europa sei kein rohstoffreicher Kontinent, aber in der Lage, die notwendigen Technologien zum Schließen von Kreisläufen und zum Aufbau einer Gesellschaft ohne Abfall zu entwickeln, habe der Berichterstatter des Umweltausschusses, Jan Huitema, betont. Das schaffe Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum und bringe die EU dem Erreichen ihrer Klimaziele näher, „eine klassische Win-Win-Situation“, so der niederländische Abgeordnete der liberalen Fraktion Renew Europe weiter. Dafür sollten unter anderem weitere verbindliche Ziele für den Einsatz von Rezyklaten in neuen Produkten festgelegt werden. Dabei sollten Sicherheit und Recycelbarkeit der Produkte gesichert bleiben. Für PET-Einweg-Getränkeflaschen gebe es bereits solche Zielsetzungen. Auch auf nationaler Ebene gibt es Aktivitäten zur Förderung des Rezyklateinsatzes. So habe laut Euwid eine von der Umweltministerkonferenz im November vergangenen Jahres beschlossene Sonderarbeitsgruppe „Rezyklateinsatz stärken“ (RESAG) unter dem Vorsitz von Brandenburg ihre Arbeit aufgenommen. Die Arbeitsgruppe solle im Dialog mit Industrie und Handel, Entsorgungswirtschaft, Wissenschaft sowie Ministerien aus Bund und Ländern Fragen zur Förderung des Rezyklatmarktes erörtern und bis November diesen Jahres Lösungsvorschläge erörtern. Diese wiederum sollen weiter auf nationaler wie europäischer Ebene zur Diskussion gestellt werden. Die Vorschläge sollten vor allem praxistauglich und breit akzeptabel sein. Wer inhaltlich mitarbeiten möchte, solle sich melden, heißt es in Euwid.

Quellen:

  • euwid-recycling.de, kommunalwirtschaft.eu, neue-verpackung.de, umweltwirtschaft.com (1.2.2021)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 5/2021 (3.2.2021
Littering – wer trägt die Kosten?

In einer Expertendiskussion, die von der AGVU Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt online veranstaltet wurde, ging es um die Frage einer angemessenen Aufteilung von Reinigungskosten, die wegen achtlos weggeworfener Verpackungen und anderer Abfälle im öffentlichen Raum entstehen. Die EU-Einwegkunststoffrichtlinie legt dazu fest, dass sich Hersteller bestimmter Einwegkunststoffprodukte an den Kosten zu beteiligen haben.

Im Rahmen des Webinars wurde zunächst anhand der Ergebnisse einer vom Umweltbundesamt beauftragten Studie das Ausmaß und die Ursachen des sogenannten Litterings umrissen und Wege zum Gegensteuern aufgezeigt, die im Wesentlichen auf eine Einstellungs- und Verhaltensänderung abzielen, wie AGVU-Vorsitzender Carl Dominik Klepper betone. Geplante Gesetzesanpassungen in Deutschland an die EU-Einwegkunststoffrichtlinie stellte Jean Doumet vom Bundesumweltministerium (BMU) vor. Ein konkretes Modell, wie Inverkehrbringer an den Kosten der Reinigung beteiligt werden könnten, liege allerdings noch nicht vor. Der von Brüssel vorgegebene Zeitplan eines „gesonderten Rechtsaktes zur erweiterten Herstellerverantwortung von Einwegkunststoffen sei noch offen. In einem von der AGVU beauftragten Rechtsgutachten komme Olaf Konzak von der Rechtsanwaltskanzlei Friedrich Graf von Westfalen zu dem Schluss, dass die Produktverantwortlichen nicht für die Reinigungskosten des von Verbrauchern illegal entsorgten Abfalls verantwortlich seien, zumal sie bereits Lizenzentgelte für die ordnungsgemäße Entsorgung gezahlt hätten. Eine Doppelbelastung sehe auch Klepper in einer Zurechnung der Entsorgungskosten. In der Diskussionsrunde habe der BMU-Vertreter dem widersprochen, weil im Lizenzentgelt lediglich die Kosten für die Sammlung und Entsorgung jener Verpackungsabfälle abgegolten seien, die über die gelbe Tonne oder den gelben Sack entsorgt würden. Klepper forderte schließlich, dass der Staat bzw. die Kommunen, die die Reinigung des öffentlichen Raums sicherstellten, auch für die Durchsetzung bestehender Regelungen sorgen müsse. Dazu zähle auch die Verbesserung des Umweltbewusstseins als Investition in eine effektive Prävention von Littering.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (29.1.2021)
  • recyclingportal.eu (1.2.2021)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 5/2021 (3.2.2021)

22.01.2021 - 28.01.2021

Pfand: Lösung für alles?

Im Auftrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat das Wuppertal Institut untersucht, für welche Bereiche sich Pfandlösungen eignen würden, um mehr geschlossene Wertstoffkreisläufe zu ermöglichen. Laut Recyclingmagazin, das in seiner aktuellen Ausgabe über die Studie berichtet, sehen die Autoren Potenziale nicht für alle aber doch für einige weitere Bereiche.

Deutschland habe seine Vorreiterrolle in Sachen Kreislaufwirtschaft eingebüßt, heißt es laut Recyclingmagazin zu Beginn der Studie „Pfand auf alles – Eine Lösung für geschlossene Wertstoffkreisläufe in einer Kreislaufwirtschaft“. Trotz hoher Verwertungsquote und hervorragender Infrastruktur der Abfallwirtschaft gäbe es zum Thema Kreislaufwirtschaft hierzulande noch viel zu tun. Angesichts noch großer Mengen an Wertstoffen im Restmüll gerieten Pfandsysteme immer mehr in den Blick. Die Studie betrachtet dazu nahezu alle Bereiche, von den Getränkeverpackungen über Batterien, Altfahrzeuge bis hin zu Kosmetikprodukten, inwieweit sie für Pfandlösungen geeignet wären, bewertet bestehende Systeme und das Potenzial für mehr Pfandlösungen. Dabei kommen die Autoren laut Recyclingmagazin zum Schluss, dass großes Potenzial bei Verpackungen und anderen Behältern, die problematische Substanzen enthalten, bestehe. Ebenfalls Potenzial sehen sie unter anderem bei Einwegbehältern im Mitnahmebereich für Speisen und Getränke oder auch bei EPS-Boxen in der Fischerei. Zentrales Hemmnis für die Einführung von Pfandsystemen seien die erforderlichen Investitionen etwa für Pfandautomaten. Deshalb empfehle die Studie für künftige Investitionen, auf ein hohes Maß an Flexibilität zu achten und eine nachträgliche Erweiterung auf weitere Produktgruppen zu ermöglichen.

Quelle: Recyclingmagazin 1/2021 (27.1.21)

15.01.2021 - 21.01.2021

Pilotanlage für hochwertiges Kunststoffrezyklat

Als „Fortschritt in der Abfallverwertung“ bezeichnet etwa die FAZ die Eröffnung einer Pilotanlage für anspruchsvolle Rezyklate aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen, die Borealis und Tomra gemeinsam mit dem Recycler Zimmermann in Lahnstein in Betrieb genommen haben.

Erstmals soll diese Anlage Mischkunststoffabfälle – sowohl feste als auch flexible – trennen und marktreife Polymermaterialien liefern, heißt es in der FAZ. Was Geruch, Farbe, Reinheitsgrad und Produktbeständigkeit betreffe, gehe man den Angaben zufolge in Richtung der Ergebnisse aus dem chemischen Recycling. Zweck der Anlage sei es, Produkte herzustellen und sie in Hinblick auf Eignung für anspruchsvolle Anwendungen zu überprüfen. Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender von Borealis, habe gegenüber der FAZ geäußert, dass eine wesentlich größere Anlage das Ziel sei. Laut Euwid soll die Pilotanlage je nach Kunststoffart zwischen 500 und 900 Kilogramm pro Stunde verarbeiten. Die hohe Qualität werde durch eine außergewöhnliche Heißwäsche ermöglicht. Wie die FAZ berichtet, wolle das Management von Borealis das Recycling nach einem rapiden Wachstum der vergangenen drei Jahre weiter ausbauen und die Menge bis 2025 auf bis zu 350.000 Tonnen erhöhen. Natürliches Wachstum und weitere Zukäufe sollen für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft sorgen, ebenso wie Partnerschaften. So führe Borealis Gespräche mit dem Dualen System Deutschland (DSD) über Lieferungen. Stern moniere, dass angesichts der niedrigen Erdölpreise Recycling, wofür die Kosten nicht fielen, nicht wettbewerbsfähig sei und deswegen erforderliche Investitionen derzeit ausblieben. Vor diesem Hintergrund stehe Stern der von der EU angedachten Plastikabgabe positiv gegenüber, sofern sie keine pauschale Abgabe ohne Lenkungswirkung sei. Vermeidung von Export und Anforderungen in Bezug auf verpflichtende Rezyklatanteile seien notwendige Bedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, sage Stern. Auch befürworte er Regelungen für ein recyclinggerechtes Design. Lob für das Pilotprojekt bekamen die Projektpartner laut der Fachpresse von den Konsumgüterkonzernen Henkel und Procter & Gamble. Laut Aussagen von Konzernvertretern habe es Potenzial, die Menge an Rezyklaten aus Post-Consumer-Abfällen in Qualität und Quantität für deren Eigenmarken zu steigern.

Quellen:

  • euwid-recycling.de, recyclingmagazin.de (14.1.2021)
  • FAZ, plasticker.de, plastverarbeiter.de (15.1.2021)
  • 320grad.de (18.1.21) kunststoffe.de (19.1.2021)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 3/2021 (20.1.2021)

02.01.2021 - 14.01.2021

Weniger Export von Kunststoffabfällen

Eine Meldung des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungsindustrie (BDE) zum Export von Kunststoffabfällen aus Deutschland wurde zum Jahresbeginn von zahlreichen Tages- wie Fachmedien aufgegriffen. Demnach ist der Export im vergangenen Jahr um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück gegangen. Der BDE beziehe sich bei seinen Angaben auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Einen Grund für den Rückgang habe der BDE allerdings nicht benannt, heißt es in den Berichten der Tagesmedien, die auch die Zweischneidigkeit von Exporten thematisieren. Die Fachmedien weisen auch auf die seit 1. Januar verschärften Regelungen für Exporte von Kunststoffabfällen aus der EU hin.

Im Jahr 2020 seien laut BDE schätzungsweise 986.000 Tonnen Kunststoffabfälle aus Deutschland exportiert worden, zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die Menge entspreche etwa einem Sechstel der in Deutschland gesammelten Kunststoffabfälle. Der BDE beziehe sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar bis September 2020 und habe diese auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Der Preis pro Tonne Kunststoffabfall sei um 20 Prozent auf 249 Euro gesunken. Größter Abnehmer sei Malaysia mit 151.000 Tonnen gewesen, gefolgt von den Niederlanden mit 142.000 Tonnen und der Türkei mit 132.000 Tonnen. Nach Polen, Hongkong, Österreich und Indonesien sollen jeweils rund 50.000 Tonnen gegangen sein. Nach Deutschland seien auch Mengen importiert worden, laut BDE etwa 479.000 Tonnen, wofür pro Tonne 262 Euro bezahlt worden seien, 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Einen Grund für den Rückgang der Exporte habe der BDE nicht genannt, heißt es in den Presseberichten. Laut Branchenexperten hänge dieser mit den strengen Importbeschränkungen in China und anderen asiatischen Ländern sowie mit der Corona-Pandemie zusammen. Die Exporte seien auch generell umstritten: Einerseits gelte Plastikabfall als Rohstoff, der auch in den importierenden Ländern weiterverarbeitet würde. Vertreter der Abfallbranche sähen die Ex- und Importe als Teil einer globalen Kreislaufwirtschaft, wodurch weniger Kunststoffabfall verbrannt würde. Kritiker dagegen weisen auf die Risiken der Umweltverschmutzung in Ländern wie Malaysia hin und forderten wie Greenpeace ein Komplettverbot für Plastikabfall-Exporte. Der BDE sehe die Problematik und fordere klare Rahmenbedingungen und Transparenz im Sinne einer verbesserten Kreislaufwirtschaft.

Für den Export von Kunststoffabfällen aus der EU gelten seit dem 1. Januar verschärfte Regelungen, wie in diversen Fachmedien nachzulesen ist. Demnach dürfen unsortierte und verschmutzt Gemische, die sich nicht einfach recyceln lassen, seitdem nicht mehr international gehandelt werden. Allerdings berichtet etwa die taz von Experten, die die Umsetzung der neuen Verordnung für problematisch halten, weil die Genehmigungsverfahren und Kontrollen aufwändig seien.

Quellen:

  • recyclingmagazin.de, recyclingportal.eu (4.1.2021)
  • tageschau.de, zeit.de, merkur.de (9.1.2021)
  • FAZ (11.1.2021)
  • Euwid Recycling und Entsorgung 1/2021, taz.de (12.1.2021)
  • KI (13.12.202)
Chemisches Recycling: Kritik an der Kritik

Kunststoff Information (KI) gibt einen Überblick zu den chemischen Recyclingverfahren und setzt sich dabei mit der Kritik von Seiten der Umweltverbände auseinander. Das Fachmagazin kommt am Ende zu dem Schluss, dass (petro)chemische und mechanische Verfahren sich ergänzen müssen, um Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen zu erreichen.

Vor dem Hintergrund eigener Berechnungen, nach denen 2019 letztlich weniger als zehn Prozent der Kunststoffabfälle stofflich verwertet worden seien, fragt KI nach Gründen und nach Lösungsmöglichkeiten. Gründe seien die Sortierreste, die nach dem „Rosinenpicken“ bei der stofflichen Verwertung übrig blieben und in eine thermische Verwertung gingen. Für eine Lösung des Problems müssten die Zukunftsszenarien des stofflichen Recyclings genauer betrachtet werden, zumal die Deutsche Umwelthilfe und der Naturschutzbund das chemische Recycling lautstark kritisierten. Eine gemeinsame Studie der beiden Umweltschutzverbände möchte die „Schwachpunkte, Fehler und zweifelhafte Aussagen von BASF und Co“ als „wenig glaubwürdig und tendenziös“ entlarven. Dabei missachteten beide, dass das chemische Recycling gerade für die Kunststoffabfälle gedacht sei, die trotz langjähriger technischer Verbesserungen nicht mechanisch recycelt werden könnten, sondern verbrannt würden, weist KI darauf hin.

Das mechanische Recycling habe sich in den letzten 25 Jahren in Europa etabliert und bringe seitdem viele Produkte hervor. Laut Conversio-Studie (Stoffstrombild für Kunststoffe in Deutschland 2019) habe 2019 der Input in Recyclingbetriebe 1,83 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle betragen, 2,15 Millionen Tonnen seien in Müllheizkraftwerken und 1,16 Millionen Tonnen als Ersatzbrennstoff thermisch verwertet worden. Die geringe stoffliche Verwertungsquote hänge mit den Reststoffen, Verbundmaterialien, schwarzen Verpackungen und Biopolymeren zusammen. Chemische Recyclingverfahren bieten sich hier als Alternative zur linearen Wirtschaft an. Dabei unterscheidet KI zwischen chemischen Verfahren, die vom Polymer zu Monomeren führen (Depolymerisation und quasi-chemische Lösemittelverfahren), und petrochemischen Verfahren, die vom Polymer zu Kohlewasserstoffen führen. Die Unternehmen BASF, Borealis/OMV, Ineos, Sabic, Total, Neste, LyondellBasell, Unipetrol und Versalis würden derzeit solche Verfahren entwickeln und in Europa Anlagenkapazitäten aufbauen. KI verweist dazu auf die Studie „Chemisches Kunststoffrecycling – Potenziale und Entwicklungsperspektiven“ unter der Federführung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie (www.wupperinst.org). Mit Blick auf die Zukunft sieht KI das petrochemische und das mechanischem Recycling nicht im Wettbewerb zueinander stehen, wie die Studie von DUH und Nabu impliziere, sondern sie würden sich ergänzen bzw. nur beide Wege zusammen könnten die Lösung sein und die Chance bieten, hinsichtlich der Recyclingmengen mit der Stahl-, Glas- und Papierindustrie eines Tages gleichzuziehen.

Quelle: KI (4.1.2021)