Ein Team am Helmholtz-Zentrum Hereon um die Forscherin Nikoleta Bellou hat zum Thema Marine Litter im Fachmagazin Nature Sustainability eine Überblicksstudie über Lösungen zu Vermeidung, Monitoring und Reinigung von in die Umwelt gelangten Kunststoffabfällen veröffentlicht. Im Ergebnis weist das Team auf den Bedarf an mehr Förderung, mehr Vernetzung der Akteure und mehr politischen Gestaltungswillen hin.
Für die Überblicksstudie hat das Team das Gros an innovativen Technologien und Methoden aus aller Welt gesammelt und eingeordnet, die den Eintrag von Abfällen in die Meere verhindern, die Einträge monitoren oder die Meere von Einträgen befreien sollen. 177 geplante oder bereits umgesetzte Lösungen, die die Validierungskriterien erfüllten, hat das Team analysiert. Sie reichen von Crowdfunding-Projekten bis hin zu Forschungsdatenbanken. Dabei stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem fest, dass bisherige Entwicklungen eher auf vergleichbaren technologischen Ansätzen basieren, während die Entwicklungen der nächsten Generation mehr und mehr auf unterschiedliche Ansätze setzen und dabei immer häufiger maschinelles Lernen, Robotik, Big-Data-Analysen und Modellierungen integrieren. Dabei lassen sich die jeweiligen Schwerpunkte nach der Zugehörigkeit der Akteure zuordnen: So befassen sich wissenschaftliche Teams schwerpunktmäßig mit dem Monitoring, NGO eher mit Themen der Prävention. Und an Reinigungslösungen sind zumeist Kooperationen verschiedener Akteure beteiligt. Rund 60 Prozent der analysierten Lösungsvorschläge beziehen sich auf das Monitoring und wurden in den letzten drei Jahren entwickelt.
Allerdings schaffen es laut der Autorinnen und Autoren die wenigsten Lösungsvorschläge in eine Umsetzung. Kaum eine technische Lösung erreiche die technische Reife und sei am Markt verfügbar, heißt es in der Studie. Auch haben die Recherchen ergeben, dass die Informationen weit verstreut und oft schwer zugänglich seien. Vor diesem Hintergrund geht die Studie sowohl auf die Grenzen der Lösungsvorschläge als auch auf die Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Lösungen ein. Schließlich formuliert das Team Empfehlungen an Wissenschaft und Politik: Sie sprechen sich für mehr internationale Kooperation zwischen Forschung und nationaler Umweltpolitik einschließlich der jeweiligen Behörden aus und empfehlen eine Definition von Standards zur Bewertung von Lösungen wie etwa nach Größe, Effizienz und umweltverträglichem Fußabdruck. Auf deren Grundlage könnten neue Förderprogramme zur Weiterentwicklung bereits vorliegender Ansätze und zur Entwicklung neuer Lösungen aufgelegt werden, begleitet vom Aufbau einer globalen Datenbank.
Originalpublikation: Global assessment of innovative solutions to tackle marine litter
Quellen:
- hereon.de (10.6.2021)
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