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Stoffstromanalyse 2021: zum Stand der Kreislaufführung von Kunststoffen

Seit 1994 gibt die BKV alle zwei Jahre im Verbund mit inzwischen fünfzehn Verbänden und Institutionen der Kunststoff- und Recyclingindustrie sowie der Gewerkschaft IGBCE eine umfangreiche Daten- und Faktensammlung zur Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland heraus. Mittlerweile trägt die Studie den Titel „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland“ und gibt zusätzlich Auskunft über die Produktion und den Einsatz von Rezyklaten. Damit gilt das in Wirtschaft und Politik viel beachtete und zitierte Zahlenwerk auch als Gradmesser zum Stand der Kreislaufführung von Kunststoffen in Deutschland.

 

Die Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021“ enthält zwei wesentliche Neuerungen: Aufgrund aktueller gesetzlicher Regelungen wird zum einen bei Herstellungs- und Verarbeitungsprozessen zwischen Nebenprodukten und Industrieabfällen unterschieden. Zum zweiten wird neben der bisherigen Berechnungsmethode für das Recycling von Post-Consumer-Abfällen zusätzlich auch dasjenige Recycling ausgewiesen, das gemäß EU-Durchführungsbeschluss im Zusammenhang mit der EU-Verpackungsrichtlinie für die Verwertung von Stoffströmen aus Leichtverpackungssammlungen zu berücksichtigen ist. Der in der neuen Betrachtungsweise herangezogene Berechnungspunkt für die Recyclingmengen bezieht sich auf den letzten Compoundierungs- und Verarbeitungsschritt innerhalb der Recyclingprozesskette. Die herkömmliche Methode betrachtet den Input in eine Recyclinganlage.

 

Die Berücksichtigung des neuen Berechnungspunktes folgt der geänderten Rechtslage im speziellen Fall des Recyclings von Verpackungsabfällen und führt zu einer Zuordnung der Verlustmengen im Recyclingprozess zur energetischen Verwertung. Die Daten werden von der GVM, Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, im Auftrag des Umweltbundesamtes seit 2019 erhoben. Um eine Einheitlichkeit der Daten sowie Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Abfallströmen zu erreichen, wird das Recycling mit dem neuen Berechnungspunkt in der Studie hypothetisch auf alle weiteren Anwendungen ausgedehnt. Das aktuelle Kunststoff-Stoffstrombild weist die Recyclingmengen sowohl auf der Basis der bisherigen als auch der neuen Berechnungsmethode aus.

 

Bei der Betrachtung der Verwertungswege führt die Anwendung des neuen Berechnungspunktes zu einer geringeren Menge an stofflich verwerteten Kunststoffabfällen, nämlich 35 Prozent. Nach herkömmlicher Betrachtungsweise (Input in die Recyclinganlage) liegt dieser Anteil bei 47 Prozent. Betrachtet man die absoluten Mengen, so zeigt sich, dass im Jahr 2021 gegenüber der Erhebung im Jahr 2019 circa 360.000 Tonnen mehr Abfälle mechanisch recycliert wurden. Diese Steigerung geht im Wesentlichen auf Post-Consumer-Abfälle und dort insbesondere auf mehr recycelte Verpackungen zurück.

 

Unabhängig von der Art der Berechnungsmethode wird in der Erhebung wie in der Studie zuvor festgestellt, dass über 99 Prozent der erfassten Kunststoffabfälle verwertet werden und weniger als ein Prozent auf Deponien landet. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 1,65 Millionen Tonnen Rezyklate in der Kunststoffverarbeitung eingesetzt. Von dieser Menge, die durch hinreichende Rezyklatqualität vollständig aus Post-Industrial-Abfällen sowie Anteilen aus Post-Consumer-Abfällen gekennzeichnet ist, ersetzten knapp zwei Drittel effektiv Kunststoffneuware, die auf fossilen Rohstoffen basiert. Das restliche gute Drittel Rezyklate, das nahezu vollständig auf der Basis von Post-Consumer-Abfällen hergestellt worden ist, wurde als Substitut von Werkstoffen wie Beton, Holz und Stahl eingesetzt. Weitere Substitutionen durch chemisches Recycling waren, wie schon in der Studie für 2019 festgestellt, auch in 2021 marginal.

 

Erstellt wurde die Studie von der Conversio Market & Strategy GmbH. Auftraggeber ist die BKV GmbH in Zusammenarbeit mit PlasticsEurope Deutschland e.V., BDE - Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V., bvse - Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA, die IK – Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V., der KRV – Kunststoffrohrverband e.V., GKV – Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. mit seinen Trägerverbänden AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V., FSK - Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e.V. und pro-K - Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte aus Kunststoff e.V., TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V., VinylPlus Deutschland e.V., VCI Verband der Chemischen Industrie e.V. sowie IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie.

 

Mehr Information: Downloads

 

Ansprechpartnerin für dieses Thema ist Stephanie Cieplik

 

Quellen:

  • BKV GmbH
  • Conversio, Market & Strategy GmbH, Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021:
    Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen, Mainaschaff (2022)
  • Foto: mtm plastics GmbH

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