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Projekt „LIFE BLUE LAKES“ bekämpft Mikroplastik in Seen

Im Jahr 2019 hat der Global Nature Fund (GNF) gemeinsam mit der Bodensee-Stiftung und mehreren italienischen Partnern das Projekt „BLUE LAKES“ zur Vermeidung von Mikroplastikeinträgen in Süßwasserökosysteme ins Leben gerufen. Gefördert durch das LIFE Programm der Europäischen Union setzen sich die Projektpartner auf mehreren Ebenen dafür ein, den Eintrag von Mikroplastik in deutsche und italienische Seen zu reduzieren. Als zentrales Instrument wurde in dem Projekt im Ausstauch mit den betroffenen Kreisen ein Seenpapier entwickelt mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung zum Schutz der Gewässer vor dem Eintrag von Mikroplastik. Diese Seen-Charta soll auch als Vorlage für den Gewässerschutz weltweit dienen.
 

 

Das Projekt „BLUE LAKES“ ist auf vier Jahre angelegt und wird von der Europäischen Kommission im Rahmen des LIFE Programms gefördert, eines Finanzierungsinstrumentes der Europäischen Union zur Umsetzung, Aktualisierung und Weiterentwicklung der Klimapolitik und Umweltgesetzgebung. Kofinanziert wird das Projekt vom europäischen Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe, der in die laufende wissenschaftliche Bewertung von Forschungsergebnissen aus dem Projekt eingebunden ist und sich an der länderübergreifenden Zusammenarbeit zur Entwicklung von Protokollen, Standard- und Analysemethoden beteiligt. Das Projekt läuft noch bis September 2023 und wird von der italienischen Naturschutzorganisation Legambiente koordiniert. Weitere Projektpartner sind, neben dem GNF, der Bodensee-Stiftung und den Chiemsee Naturführern auf deutscher Seite, die italienischen Umwelt- und Wasserschutzbehörden ARPA Umbria, Autorità die Bacino distrettuale dell‘ Appenino Centrale, die italienische Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ENEA sowie die Polytechnische Universität Marken mit Hauptsitz in Ancona.

 

Zur Verringerung der Einträge von Mikroplastik in italienische und deutsche Seen führen die Projektpartner vor allem Schulungen, Informations- und Sensibilisierungsaktivitäten durch, die sich an lokale Behörden, Gewerbe, Industrie, die Gemeinden an den Seen sowie Anwohnerinnen und Anwohner richten. Mit dem Projekt wollen die beteiligten Organisationen neben der wissenschaftlichen Arbeit auch auf die „stille Gefahr“ durch Mikroplastik aufmerksam machen. Die Maßnahmen werden exemplarisch in Italien an den Seen Garda, Bracciano und Trasimeno sowie in Deutschland am Boden- und Chiemsee umgesetzt. Dabei wird das Ziel verfolgt, standardisierte Vorgehensweisen für bestmögliche Maßnahmen zu entwickeln, damit diese anschließend auch für andere Seen und Gewässer in Europa genutzt werden können. Die Anrainer-Gemeinden an den Projektseen sind in einen partizipatorischen Prozess eingebunden, aus dem ein „Seenpapier“ mit Informationen zu Überwachungsverfahren und technischen Lösungen zum Schutz der Seen vor Kunststoffabfällen und Mikroplastik hervorgegangen ist und im August 2022 veröffentlicht wurde. Das Seenpapier zeigt laut den Projektpartnern Potenziale auf, wie in den Gemeinden der „Plastikkonsum“ und der Eintrag von Mikroplastik reduziert werden können. Weitere Maßnahmen des Projektes umfassen Abwassergrenzwerte, Monitoring-Programme, optimierte Verfahren zur Abwasseraufbereitung, Regelungen zur Verringerung negativer Auswirkungen von Industrie- und Haushaltsabwässern sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für die Bevölkerung, Schulen und den Bereich Tourismus. Das Seenpapier enthält eine freiwillige Selbstverpflichtung, in deren Rahmen die Kommunen selbst festlegen können, welche Mittel sie bis wann ergreifen wollen, heißt es.

 

Als mögliche Hauptquellen für die Entstehung von Mikroplastik, das in die Seen eingetragen wird, gelten laut den Projektbeteiligten der aktuellen Studienlage zufolge Mikropolymere aus Kosmetik- und Reinigungsprodukten, der Landwirtschaft, Faserfragmente aus synthetischen Textilien sowie Straßen- und Reifenabrieb, der im Rahmen des Projekts ebenfalls zu Mikroplastik gezählt wird. Daher wurden im Projekt „BLUE LAKES“ zur Entwicklung von Lösungen zur Reduzierung und Vermeidung von Mikrokunststoffbelastungen in einer Kampagne auch Unternehmen aus den Branchen Kunststoff, Reifen, Outdoor und Kosmetik in das Projekt und die Entwicklung des Seenpapiers eingebunden. Zusätzlich haben die italienischen Projektpartnern einen partizipativen Prozess gestartet, in dem für zuständige nationale Behörden wie Ministerien für Umwelt, Landwirtschaft, Gesundheit, Entwicklung usw. ein Weißbuch über die Seen ausgearbeitet werden soll. Vorgesehen sind den Angaben zufolge bilaterale Treffen für den Dialog mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Industrie, die daran interessiert sind, ihre Vorschläge in das Dokument einzubringen.

 

Quellen:

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