Nach dem Zwischenergebnis einer derzeit laufenden Untersuchung „Mikrokunststoffe in Komposten und Gärprodukten aus Bioabfallverwertungsanlagen und deren Eintrag in landwirtschaftlich genutzte Böden – Erfassen, Bewerten, Vermeiden (MiKoBo)“ werden bundesweit über Komposte und flüssige Gärprodukte pro Jahr knapp 450 Tonnen Mikrokunststoffe ausgebracht. Davon sollen 146 Tonnen auf Kunststofffolien und 302 Tonnen auf Hartkunststoffe entfallen. An dem vom Land Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt sind die Universitäten Stuttgart, Hohenheim und Bayreuth sowie das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT beteiligt.
Damit bewegen sich die Zwischenergebnisse, die Prof. Martin Kranert von der Universität Stuttgart zu dem im Jahr 2018 begonnenen Projekt im Rahmen des Stuttgarter Abfallforums im Sommer diesen Jahres präsentierte, in der gleichen Größenordnung wie die Ergebnisse in der Sonderbetrachtung „Kompost und Gärrückstände“ aus dem Jahr 2020 und dem Bericht „Kunststoffe in der Umwelt“ (2021), beides von der Conversio Strategy und Research GmbH im Auftrag der BKV erstellt. Laut Kranert entsprechen die 450 Tonnen pro Jahr in Böden ermittelten Mikrokunststoffe rund 5,5 Gramm pro Einwohner und Jahr. Das sei zwar nicht Nichts, aber auch kein Grund zum Läuten der Alarmglocken, so Kranert, der zur Verdeutlichung diese Menge mit der des Abriebs von Schuhsohlen vergleicht: Dabei sollen etwa 190 Gramm pro Einwohner und Jahr entstehen. Im Zuge des Projektes gezogene Proben haben laut Kranert in den Komposten und Gärprodukten eine Konzentration von 0 bis 100 Kunststoffpartikeln pro Liter ergeben. Auch nach zwölf Wochen seien die Mikrokunststoffe sowohl von Polyethylen als auch von Bioabbaubaren Kunststoffen (BAK) noch zu finden und seien selbst nach 230 Tagen noch nicht abgebaut. Trotz der geringen Menge sollten die Einträge weiter reduziert werden, so Kranert. Hinsichtlich der Effekte von Mikrokunststoffen auf die Bodenfunktion konnten die Forscher keine negativen Auswirkungen feststellen. Bei den im Rahmen von „MiKoBo“ untersuchten Konzentrationen von 20 Kilogramm Mikrokunststoffen (PE und BAK) pro Hektar fanden sie keine Beeinträchtigungen auf den Kornertrag des Getreides. Nichtsdestotrotz spricht sich Kranert dafür aus, den Eintrag von Kunststoffen weiter zu reduzieren.
Das sieht auch die deutsche Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) so, deren Zahlen denen der „MiKoBo“-Studie in etwa entsprechen. Laut BGK werden derzeit rund 400 Tonnen Kunststoffe eingetragen, davon etwa 250 Tonnen auf landwirtschaftlichen Böden.
Im Rahmen des MiKoBo-Projektes soll im weiteren Fortgang nun eine Risikoabschätzung anhand von Ökotoxizitätsstudien vorgenommen werden.
Mehr Informationen:
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- Die im Text erwähnte Sonderbetrachtung „Kompost und Gärrückstande (Conversio 2020)“ sowie den Bericht „Kunststoffe in der Umwelt in Deutschland (Conversio 2021)“ können Sie hier kostenfrei bestellen.
Quellen:
- Euwid Recycling und Entsorgung 29/2021 (20.7.2021)
- kompost.de (H&K aktuell Q2/2021)
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