Zwei Flensburgerinnen fischten im Frühsommer 2021 in Nord- und Ostsee nach Mikroplastik. Neun Segler und zahlreiche Ehrenamtler unterstützten sie bei dem sogenannten Citizen Science Projekt. Die Ergebnisse sollen der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden.
Caro Höschle, Biologin, und Lauren Grüterich, Wirtschaftsingenieurin im Energie- und Umweltmanagement, hatten die Idee zu einem ehrenamtlichen Forschungsprojekt mit dem Namen „Weniger ist Meer“. Die beiden Flensburgerinnen sind Seglerinnen, die bereits in der Arktis mit einem selbstgebauten Filternetz, das sie Manta-Trawl nennen, Mikroplastik aus dem Meer gefischt hatten. Daraufhin wollten sie wissen, wie viel Mikroplastik vor ihrer „eigenen Haustür“ in Nord- und Ostsee zu finden ist. Um möglichst flächendeckend Daten für die Wissenschaft zu erfassen, starteten sie ein Citizen Science Projekt, bei dem sich interessierte Bürgerinnen und Bürger einbringen und mitforschen können. „Der große Vorteil von Citizen Science: Die Anzahl der Probennahme und die zeitgleiche flächige Abdeckung der Nord- und Ostsee ist viel größer, als wenn nur ein Institut mit dem Manta Trawl eine Strecke entlangfährt“, erklärt Höschle. Zeitgleich fischten die am Projekt beteiligten Laien laut Höschle und Grüterich eine Woche lang von neun Segelschiffen aus auf der Nord- und Ostsee sowie auf der Elbe nach Mikroplastik. Zur Beprobung der Gewässer ließen die Projektbeteiligten von Deck aus Filternetze zwei Mal täglich zu Wasser, wo sie insgesamt 30 Minuten lang bei 2,5 Knoten Fahrt an der Oberfläche schwammen. Erfasst wurden, wie die beiden Initiatorinnen sagen, auch die genauen Koordinaten der Beprobungsstellen. Noch an Bord der Schiffe sei eine Vorauswertung der Proben erfolgt, wobei die Mitwirkenden mit Pinzette und Mikroskop organische und anorganische Partikel vorsortierten. Die so vorbereiteten Proben von den neun Schiffen gingen nach Helgoland zur Auswertung in ein Schülerlabor des Alfred-Wegener-Instituts, das zum Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung gehört. Dort wurden sie mit Hilfe eines Spektrometers auf anorganisches Material untersucht. Über die Hälfte der Proben sei als Plastik identifiziert worden, darunter die drei Kunststoffarten Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. Aus den Laborergebnissen soll ein wissenschaftliches Paper erstellt werden, so dass die Ergebnisse des Projekts der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden können. Inwieweit die Ergebnisse der aus dem Meer geholten und an Bord vorsortierten Proben wissenschaftlich verwertbar sind, dürfte aber fraglich sein. Denn Verunreinigungen bei der Probennahme stellen auch in wissenschaftlichen Mikroplastik-Studien eine häufige Fehlerquelle dar.
Quellen:
- ndr.de (26.12.2021)
- Foto: © weniger-ist-meer.com