Kunststoffe in der Umwelt: Pelletverluste umfassend betrachtet
Die Kunststoffindustrie in Europa strebt seit einigen Jahren mit zahlreichen Programmen danach, Pelletverlsute zu vermeiden. Mit der „Sonderbetrachtung Pelletverluste“, die nun als Ergänzung der Modelle „Vom Land ins Meer“ und „Kunststoffe in der Umwelt“ zur Verfügung steht, liegt jetzt erstmals für Deutschland eine umfängliche Untersuchung zu den Verlusten von Pellets entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor. Pelletverluste können bei der Erzeugung, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen sowie beim Transport entstehen. Die von Conversio im Auftrag der BKV erstellte Sonderbetrachtung gibt auch darüber Auskunft, wie viele Pellets über die jeweiligen potenziellen Eintragsquellen dieser Stufen der Wertschöpfungskette in die terrestrische oder auch in die aquatische Umwelt eingetragen werden.
Conversio hat für diese Sonderbetrachtung „Pelletverluste“ auf bereits vorhandene Informationen und Berechnungen zurückgegriffen, wie sie mit den Modellen „Vom Land ins Meer – Modell zur Erfassung landbasierter Kunststoffabfälle“ und „Kunststoffe in der Umwelt“ vorliegen, und diese mit Erkenntnissen aus weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen ergänzt. Dazu zählen insbesondere die Ergebnisse der Verbundprojekte „EmiStop“ und „InRePlast“, die im Rahmen des BMBF-Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt“ durchgeführt wurden. Auf Basis der so sondierten aktuellen Studienlage ergänzt durch Gespräche mit Experten der Wirtschaft ist die Abschätzung für eine Gesamtbetrachtung der Pelletverluste in Deutschland entstanden. Im Ergebnis bildet die Sonderbetrachtung ein Datenmodell für Deutschland für das Jahr 2020 ab und macht deutlich, an welchen Stellen Pellets freigesetzt werden und welche für Einträge in die Umwelt besonders relevant sind.
Im Ergebnis sind die Autoren für das Jahr 2020 insgesamt auf 618 Tonnen Kunststoffpellets gekommen, die in die Umwelt eingetragen wurden und dort auch verblieben. Die Analyse hat vier Hauptaustragungspfade ergeben. Demnach können Pelletverluste insbesondere über Prozess- und Abwasser in die Mischwasserkanalisation gelangen, auf Betriebsflächen der Unternehmen insbesondere beim Be- und Entladen oder Umfüllungen entstehen, diffus beim Transport verloren gehen und schließlich beim Be- und Entladen von Schiffsfracht auftreten. Aufgrund ihrer Analyse schätzen die Autoren allerdings die Eintragsquellen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, dass darüber hinaus Pellets in die Umwelt gelangen, sehr unterschiedlich ein. Demnach tragen Binnen- und Seehäfen wahrscheinlich am stärksten zu direkten Einträgen von Kunststoffpellets in die Umwelt bei. Ähnlich relevante Beiträge dürfte der Straßentransport liefern. Die direkten Einträge bei Kunststoff verarbeitenden Unternehmen und Logistikzentren fallen dagegen geringer aus. Allerdings gelangen über den indirekten Weg der Regenentwässerung auf abflusswirksamen Flächen signifikantere Mengen Kunststoffpellets in die Umwelt. Auch bei Kunststofferzeugern schätzen die Autoren das Emissionspotenzial trotz des hohen Volumens erzeugter Pellets vergleichsweise gering ein. Siloabfüllanlagen in geschützten Bereichen und geschlossene Silotanklastzüge, die überwiegend für den Transport eingesetzt werden, bieten wenig Ansatzpunkte für Verluste. Auch verfügten die Abfüllanlagen, die sich auf wenige Standorte in Deutschland konzentrieren, über gute technische Rückhaltesysteme.