Laut der Untersuchung eines Bremerhavener Forschungsteams beeinträchtigt Mikroplastik die Gesundheit von Fischen nicht.
Die Studie des Thünen-Instituts in Bremerhaven wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert und kürzlich in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht. Um die Auswirkungen von Mikroplastik auf Fische zu untersuchen, hatte ein Team um den Fischereiökologen Jörn Peter Scharsack zunächst den Mikroplastikgehalt im Verdauungstrakt zweier Sorten von Wildfischen bestimmt. In der Plattfischart Klieschen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weniger als zehn Mikroplastikpartikel pro Fisch. Anschließend gaben sie Stichlingen neun Wochen lang ein Futter mit einer vergleichbar hohen Anzahl an Mikroplastikfasern wie sie aktuell im Meerwasser der Nord und Ostsee vorkommt. Eine Kontrollgruppe bekam ein Futter mit natürlichen Baumwollfasern und eine dritte Gruppe wurde mit Nahrung gefüttert, die keinerlei Fasern enthielt. Das Ergebnis überraschte die Forschenden: Auch die mit mikroplastikhaltigem Futter aufgezogenen Fisch-Embryonen entwickelten sich unbeschadet. „Die geringen Mengen von Mikroplastik, die von Fischen in der Nord- und Ostsee aufgenommen werden, führen nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu keinen Beeinträchtigungen der Fischgesundheit und stellen kein Gesundheitsrisiko für Verbraucher dar,“ lautet das Fazit der Studie. Weder das Blutbild und Immunsystem der Tiere habe sich durch das Plastik verändert, noch seien Fortpflanzung und Nachkommen beeinträchtigt gewesen. Zu der Frage, wo das von Fischen aufgenommene Mikroplastik verbleibt, erklärten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Die effiziente Ausscheidung der Fasern mit dem Kot verhindert voraussichtlich schädliche Auswirkungen von Mikroplastik-Fasern auf Fische - auch bei Faserkonzentrationen deutlich über aktuellen Messwerten in der Umwelt.“ Scharsack hält die Forschungsergebnisse für auf andere Fischarten übertragbar: „Ich würde so weit gehen, dass man sie im Prinzip auf alle Wirbeltiere übertragen kann“. Die Grundstrukturen des Darmsystems seien bei allen Wirbeltieren vergleichbar. Im Hinblick auf frühere Untersuchungen, wonach Mikroplastik Meerestieren schadet, sagt Scharsack: „Unsere Untersuchungen zeigen nicht, dass die zunehmende Vermüllung des Meeres mit Plastik unproblematisch ist. Nur konkrete Hinweise, dass die Aufnahme von Mikroplastik die Gesundheit der Fische beeinträchtigt oder die Entwicklung hemmt, haben sich nicht ergeben.“
Weitere Information: zur Studie „Less impact than suspected: Dietary exposure of three-spined sticklebacks to microplastic fibers does not affect their body condition and immune parameters“