Stoffstrombild Kunststoff 2023: weniger fossile Kunststoffe, mehr Rezyklateinsatz
Die neue Studie zeigt Rückgänge bei Produktion, Verbrauch und Verarbeitung von Kunststoffen bei gleichzeitig steigender Menge von Rezyklaten und deren Verwendung.
Die von der Conversio Market & Strategy durchgeführte Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2023 - Zahlen und Fakten zum Lebensweg von Kunststoffen“ liefert ein umfassendes Stoffstrombild für den Werkstoff Kunststoff in Deutschland mit Daten zu Produktion, Verarbeitung und Verbrauch in verschiedenen Einsatzgebieten, Abfallaufkommen und Verwertung sowie Kunststoffrezyklate und Nebenprodukte. Auftraggeber der Studie ist die BKV GmbH mit Unterstützung von AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e. V., BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V., bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V., FSK – Fachverband Schaumkunststoffe und Polyurethane e. V., GKV – Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V., IG BCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, IK – Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V., KRV – Kunststoffrohrverband e. V., PlasticsEurope Deutschland e. V., pro-K Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e. V., TecPart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e. V., VCI – Verband der Chemischen Industrie e. V., VinylPlus Deutschland e. V., VDA – Verband der Automobilindustrie e. V. sowie dem Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V..
Laut der Studie setzt sich die Gesamtproduktion von Kunststoffen in Deutschland 2023 aus Kunststoffen basierend auf fossilen Rohstoffen, Rezyklat sowie der Wiederverwendung von Nebenprodukten zusammen. Insgesamt beläuft sich die Herstellung von Kunststoffrohstoffen auf 11,4 Millionen Tonnen. Die Kunststoffproduktion basierend auf fossilen Rohstoffen lag der Erhebung zufolge in Deutschland bei 8,8 Millionen Tonnen und machte damit einen Anteil an der gesamten Kunststoffproduktion von 77,6 Prozent aus. Im Vergleich zum Jahr 2021 (10,7 Millionen Tonnen) ergab sich ein Rückgang der fossilen Kunststoffproduktion von insgesamt 17,6 Prozent. Den Rückgang führen die Autoren der Studie auf eine rückläufige Nachfrage der Verarbeitungsindustrie in Deutschland (z. B. im Verpackungs- oder im Baubereich) und die Verlagerungen von Produktionskapazitäten ins Ausland zurück. Die Kunststoffverarbeitung verzeichnete im Jahr 2023, einschließlich des Einsatzes von Rezyklat und der Wiederverwendung von Nebenprodukten, eine Menge von 12,8 Millionen Tonnen gegenüber 14,0 Millionen Tonnen im Jahr 2021, was insgesamt einem Minus von 8,5 Prozent entspricht. Je nach Verarbeitungsbereich fielen die Zahlen hier unterschiedlich aus: Im Fahrzeugsektor war aufgrund der im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich gestiegenen Automobilproduktion in Deutschland ein Anstieg der Verarbeitungsmenge um 15,4 Prozent zu beobachten. Im Bereich Verpackungen und Bau wurden zwischen 2021 und 2023 mit einem Minus von je 12,3 und 17,3 Prozent deutlich weniger Kunststoffe verarbeitet. Damit war auch der Einsatz fossiler Rohstoffe in der Verarbeitung insgesamt rückläufig und fiel nominal pro Jahr von 2021 bis 2023 um 5,8 Prozent. Dies ist laut der Studie zum einen auf den gesamten Verarbeitungsrückgang in den genannten Branchen zurückzuführen als auch darauf, dass mit einer Menge von 1,93 Millionen Tonnen vermehrt Rezyklate in neuen Produkten eingesetzt wurden.
Von den im Jahr 2023 erfassten 5,9 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen entfiel der Großteil mit 5,6 Millionen Tonnen auf Endverbraucherabfälle, sogenannte post-consumer Abfälle, und 0,3 Millionen Tonnen stammten von Kunststoffproduktion und Kunststoffverarbeitung, sogenannte post-industrial Abfälle. Von der gesamten Abfallmenge wurden etwa 2,24 Millionen Tonnen mechanisch und 3,61 Millionen Tonnen energetisch verwertet. Rund 0,02 Millionen Tonnen wurden rohstofflich verwertet, 0,01 Millionen Tonnen chemisch recycelt.
Die Herstellung von Rezyklat aus der Aufbereitung von Haushalts- sowie industriellen Endverbraucherabfällen betrug insgesamt 2,01 Millionen Tonnen. Unter Berücksichtigung des Außenhandelssaldos lag der Anteil an Rezyklaten für die Marktversorgung mit Kunststoff bei 1,93 Millionen Tonnen, davon 1,54 Millionen Tonnen aus dem Recycling aufbereiteter Endverbraucherabfälle und 0,39 Millionen Tonnen aus dem Recycling industrieller Abfälle. Die Rezyklate finden laut Studie hauptsächlich Anwendung im Bauwesen, in der Verpackungsherstellung sowie im Bereich Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft. Darüber hinaus wurden 0,5 Millionen Tonnen Nebenprodukte aus Produktions- und Verarbeitungsprozessen erneut für die Herstellung von Kunststoffprodukten verwendet. Somit beträgt der Anteil nicht-fossiler Rohstoffe – Rezyklate und Nebenprodukte von insgesamt 2,43 Millionen Tonnen – an der für die Verarbeitung eingesetzten Kunststoffmenge (12,85 Millionen Tonnen) rund 19 Prozent. Dies entspricht einer signifikanten Zunahme gegenüber 16 Prozent im Jahr 2021.
Quellen:
- BKV GmbH (21.11.2024)
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