PFAS-Beschränkung: ECHA-Bericht rückt etwas von vollständigem Verbot ab
Ein aktueller Bericht der ECHA signalisiert Offenheit für Alternativen zu einem umfänglichen Verbot, teilt der VDMA mit.
Der Bericht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) zeige erste Offenheit gegenüber anderen Regelungsoptionen als einem vollständigen Verbot mit wenigen Ausnahmen, insbesondere hinsichtlich der kritischen Bedeutung von Fluorpolymeren für industrielle Hightech-Anwendungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) und des Deutschen Industrieverbands für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V., Spectaris. Für die Industrien in Europa, die auf Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) angewiesen seien, stelle dies ein vorsichtiges Signal in die richtige Richtung dar. Doch herrsche in den betroffenen Unternehmen eine erhebliche Unsicherheit, die Investitionen verhindere und dem Industriestandort als Ganzes schade. „Die im Bericht genannten möglichen Alternativen sind ein wichtiges Etappenziel, aber noch kein Garant für eine nachhaltige Lösung. Es liegt nun an der Politik und nicht nur an den Behörden, den regulatorischen Rahmen für PFAS so zu gestalten, dass Umwelt- und Wettbewerbsziele in Einklang gebracht werden können“, sagt Dr. Sarah Brückner, Leiterin Umwelt und Nachhaltigkeit im VDMA. Der ECHA-Fortschrittsbericht betone, dass nun auch alternative Regulierungsoptionen geprüft würden, um die PFAS-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu minimieren. Fluorpolymere, die laut VDMA aufgrund ihrer Eigenschaften in zahlreichen Schlüsseltechnologien unverzichtbar und kaum ersetzbar seien, würden im Bericht explizit hervorgehoben. Die Untergruppe der Fluorpolymere gelte als unbedenklich und sei als Hochleistungswerkstoff für zahlreiche Hightech-Anwendungen essenziell, erklärt Jörg Mayer, Geschäftsführer von Spectaris. Der Fortschrittsbericht der ECHA erkenne diese Bedeutung von Fluorpolymeren für industrielle Schlüsseltechnologien an. Die Industrieverbände fordern einen pragmatischen und risikobasierten Regulierungsansatz, der ihre Belange etwa zur Qualitätssicherung in der Produktion und im Endprodukt berücksichtigt. Eine umfängliche PFAS-Beschränkung würde die Industrie und damit auch alle Kunden gerade in vielen Hightech-Bereichen um Jahrzehnte zurückwerfen, so die Verbände.
Die ECHA hat am 20.11.2024 einen Sachstandsbericht inklusive Ausblick auf den weiteren Verlauf des Verfahrens veröffentlicht. Dieser liegt nach Informationen des Umweltbundesamtes (UBA) nun auch bei der Bundesstelle für Chemikalien (BfC), die das Beschränkungsverfahren den Angaben zufolge für Deutschland koordiniert, in einer deutschen Übersetzung vor. Die Behörden der fünf europäischen Länder Deutschland, Niederlande, Norwegen, Dänemark und Schweden hatten im Januar 2023 ein Dossier mit einem Vorschlag zur Beschränkung aller PFAS bei der ECHA eingereicht. Derzeit läuft die wissenschaftliche Bewertung des Dossiers durch die unabhängigen Ausschüsse der ECHA.
Quellen:
- PM VDMA, Spectaris (4.12.2024)
- UBA aktuell 6/2024 (4.12.2024)
- Foto: © VDMA