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Krise der deutschen Kunststoffverarbeitung

Der Umsatz der rund 3.000 deutschen Kunststoffverarbeiter ist von Januar bis Juni 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf rund 38 Milliarden Euro zurückgegangen.

 

Das berichtet der TecPart Verband Technische Kunststoff-Produkte in seiner Halbjahresbilanz unter Berufung auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. Nur die Hersteller von technischen Teilen konnten den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2023 ihren Umsatz um 3 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigern. Am deutlichsten verloren habe der umsatzstärkste Bereich Bau mit einem Minus von fast 11 Prozent und nunmehr noch 10,7 Milliarden Euro Umsatz, gefolgt vom Bereich Verpackung mit einem Minus von 5,9 Prozent und den Konsumwaren, bei denen der Umsatz laut des Berichts um 1,7 Prozent zurückgegangen ist. Dennoch konnte die Beschäftigung laut TecPart-Geschäftsführer Michael Weigelt mit rund 323.000 Beschäftigten noch weitgehend stabil gehalten werden. Auch für das zweite Halbjahr sieht der Verband keine Besserung der Lage. Ein Überangebot an produzierten Kunststoffen treffe auf Nachfrageschwäche. Dies drücke sowohl die Polymernotierungen als auch den Preis der daraus hergestellten Produkte. In einer besonderen Bredouille befänden sich die Kunststoffrecycler, sagt Weigelt: Sie seien gefordert, mit hohen Stromkosten, schwächeren Inputströmen und ruinösen Primärwarepreisen zu konkurrieren. „Der Frust ist hoch“, beschreibt Weigelt die Stimmung in der gesamten Branche: „Der Eindruck ist, dass in Berlin viel geredet wird, die Handlungen aber ausbleiben.“ Gesamtwirtschaftlich, so warnt der Verband, sei eine Rezession nicht unwahrscheinlich. Das Land müsse wieder wettbewerbsfähig gemacht werden. Handlungsfelder gebe es reichlich wie etwa die umgehende Einführung eines Industrie- oder Brückenstrompreises für die exportorientierte Industrie, die Harmonisierung der Abgaben- und Steuerlast in Europa oder eine Absenkung für Deutschland. Als weitere Handlungsfelder nennt der Verband etwa die Unterstützung der qualifizierten Zuwanderung und Vereinfachung der Aufnahme von bereits im Land befindlichen arbeitenden Migranten mit unsicherem Aufenthaltsstatus, die Beschleunigung von Infrastruktursanierung und Digitalisierung oder den Bürokratieabbau. Weigelt warnt: „Wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht auch für die bereits installierte Industrie schnell und deutlich verbessert werden, haben wir zu wenige Unternehmen, die die von der Regierung gewollte Transformation begleiten und letztendlich finanzieren.“ Ohne die wirtschaftlich treibende Kraft Deutschlands drohe auch Europa zu scheitern, so Weigelt.
 

Quellen:

  • recyclingmagazin.de (16.8.2023)
  • Kunststoff Information (17.8.2023)
  • Foto: © TecPart

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