Carbon Footprint fossiler Kunststoffe: höher als bisher angenommen
Erdölbasierte Kunststoffe sollen einen höheren CO₂-Fußabdruck haben als bisher angenommen.
Das gehe aus aktualisierten Daten des Schweizer Umweltdatenzentrums Ecoinvent hervor, teilt die Renewable Carbon Initiative (RCI) mit. Die aktualisierten Daten in den Datenbank-Versionen 3.9 und 3.10 von Ende 2023 enthalten neue Daten zu fossilen Rohstoffen und Kunststoffen. Die Daten berücksichtigen den Angaben zufolge erstmals auch sämtliche Methanemissionen bei der Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas. Die Datenbank-Version 3.9 beinhalte im Rahmen der umfassenden Überarbeitung insbesondere eine Aktualisierung der Erdgas- und Erdölversorgungsketten (Produktion, Ferntransport und regionale Verteilung). Auch der geografische Erfassungsbereich sei erweitert worden und decke nun 90 Prozent der globalen Erdöl- und fast 80 Prozent der Erdgasproduktion ab. In der Datenbank v3.10 seien wesentliche chemische Grundstoffe und ihre Derivate neu erfasst worden, um deren Daten zu aktualisieren. Dazu zählten kurzkettige Alkene wie etwa Ethylen, und Propylen, monozyklische Aromaten (z.B. Benzol, Toluol), Ethylenoxid und Ethylenglykol. Weitere Aktualisierungen beträfen die Erweiterung der technologischen und geografischen Abdeckung für Ethylen, Propylen, Wasserstoff und Methanol. Auch führe Ecoinvent v3.10 Daten für China, die Vereinigten Staaten und Europa ein. Darüber hinaus sei im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen IFEU, Plastics Europe und Ecoinvent die Transparenz von Prozessen der Herstellung von Polyolefinen (PE, PP), PVC und PET erhöht worden.
Infolge der Datenbank-Aktualisierungen habe sich der durchschnittliche CO₂-Fußabdruck von Erdöl und Erdgas und deren Folgeprodukten in der neuesten Version 3.10 deutlich erhöht, teilt die RCI mit. So habe sich der CO₂-Fußabdruck von fossilem Naphtha fast verdoppelt, und die CO₂-Fußabdrücke von Standardkunststoffen seien um etwa 30 Prozent gestiegen (PET 26 Prozent, PE 34 Prozent und PP 30 Prozent). Die aktuellen Daten können laut RCI als Ausgangspunkt dienen, die Auswirkungen von fossilen Rohstoffen erneut im Detail zu überprüfen und sie in Ökobilanzen angemessen zu berücksichtigen. Viele Berechnungen von CO₂-Fußabdrücken bzw. des Product Carbon Footprints müssten auf der Grundlage der aktualisierten Daten neu berechnet werden. Dabei sei zu erwarten, dass sich frühere Vergleiche zwischen fossilen und nicht-fossilen Kunststoffen weiter zugunsten nicht-fossiler verschieben werden. So könnte die Produktion und Verarbeitung biobasierter Kunststoffe 40 bis 50 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als ihre Pendants auf fossiler Basis.
Michael Carus, Geschäftsführer der Renewable Carbon Initiative (RCI), sagt: „Die Defossilisierung der chemischen Industrie ist für den Klimaschutz wichtiger als bisher angenommen.“ Die Bedeutung von biobasiertem und CO₂-basiertem Kohlenstoff sei unterschätzt worden, weil die Daten für Erdöl und Erdgas systematisch geschönt gewesen seien. Carus erwarte, dass die Ergebnisse einen Einfluss auf die europäische Politik haben werden. Bio- und CO₂-basierte sowie recycelte Produkte sollten in der zukünftigen Politik eine viel größere Rolle spielen, so Carus. Zum Beispiel in der Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) oder im Transition Pathway für die chemische Industrie.
Die Renewable Carbon Initiative (RCI) ist ein globales Netzwerk von mehr als 60 Unternehmen, die sich für die Unterstützung und Beschleunigung des Übergangs von fossilem Kohlenstoff zu erneuerbarem Kohlenstoff (bio-basiert, CO₂-basiert und recycelt) für alle organischen Chemikalien und Materialien einsetzen.
Quellen:
- PM Renewable Carbon Initiative (23.2.2024)
- Bild: © Nova Institut